Neurodermitis allgemein

THERAPIEMÖGLICH-
KEITEN BEI
NEURODERMITIS

THERAPIE­MÖGLICH­KEITEN BEI NEURODERMITIS

Viele Menschen mit Neurodermitis sind verunsichert, welche Therapie für sie die richtige ist. Erfahre in diesem Lernmodul, welche Behandlungsmöglichkeiten Dir zur Verfügung stehen.

Lernmodul 10

DIE THERAPIE DER NEURODERMITIS IST ABHÄNGIG VOM SCHWEREGRAD

Eine Frau sitz im Schneidersitz auf einer grauen Couch. Auf ihrem Schoß liegt ein Laptop, neben ihr steht eine Kaffeetasse.
Für die Behandlung von Neurodermitis gibt es viele Arzneimittel, die äußerlich oder systemisch angewendet werden. Die Wahl der Therapie hängt vom Schweregrad, dem Hautzustand und dem Alter ab und muss individuell abgestimmt werden.

Welche Therapie für Dich geeignet ist, entscheidest Du mit Deinem Dermatologen. Die Informationen in dieser Lerneinheit helfen Dir, einen Überblick über mögliche Behandlungsoptionen zu bekommen.
Lernmodul 10

DIE THERAPIE­MÖGLICHKEITEN IM ÜBERBLICK

Basistherapie und äußerlich anzuwendende (topische) Therapien
Die Basistherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Neurodermitis-Behandlung und umfasst die Anwendung von feuchtigkeitspendenden Cremes oder Salben. Reicht dies nicht aus, können bei leichtem bis mittelschwerem Ausmaß kurzfristig wirkstoffhaltige Mittel ergänzt werden. Ab einer mittelschweren Neurodermitis wird die Basistherapie mit wirkstoffhaltigen Salben und einer systemischen Therapie kombiniert.1

Innerlich anzuwendende (systemische) Therapien
Bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis kommen systemische Arzneimittel zum Einsatz, die den gesamten Körper beeinflussen. Sie werden als Injektionen oder Tabletten verabreicht und bekämpfen die Ursache der Entzündung.
  1. 1. EuroGuiDerm Guideline on Atopic Eczema. Abrufbar unter: https://www.guidelines.edf.one/guide­lines/atopic-ezcema/ (Abgerufen im November 2024).
Lernmodul 10

DIE THERAPIE­MÖGLICHKEITEN IM ÜBERBLICK

Klassische systemische Therapien
Bis vor einigen Jahren wurden bei einer systemischen Therapie vor allem Immunsuppressiva wie Kortison und Ciclosporin eingesetzt.2 Diese eignen sich jedoch nicht für eine langfristige Therapie.

Moderne systemische Therapien
Zu den moderneren Therapiemöglichkeiten zählen sogenannte Biologika und JAK-Hemmer. Diese Therapiemöglichkeiten eignen sich besonders für eine langfristige Therapie. Aus diesem Grund werden immer mehr Betroffene damit behandelt.
Auf den folgenden Seiten erfährst Du mehr über die einzelnen Therapieoptionen.
  1. 2. Gesundheitsinformation.de Neurodermitis. Abrufbar unter:
    https://www.gesundheitsinformation.de/neurodermitis-atopisches-ekzem.html (Abgerufen im November 2024).
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DIE BASISTHERAPIE

Die Basistherapie ist ein zentraler Bestandteil der Neurodermitis-Behandlung und umfasst die tägliche, nichtmedikamentöse Hautpflege. Ziel ist es, der gestörten Hautbarriere entgegenzuwirken, die zu erhöhtem Wasserverlust und dem Eindringen von Fremdstoffen führt (z. B. Allergene oder Infektionserreger).³

Emollienzien wie Salben, Cremes, Lotionen oder Badezusätze schützen die Haut vor dem Austrocknen, indem sie eine Barriere bilden, die Feuchtigkeit zurückhält.3,4 Sie verbessern den Feuchtigkeitshaushalt, lindern Juckreiz und trockene Haut und verringern so das Infektionsrisiko.4

Diese Pflege ist unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung hilfreich und kann andere Behandlungen ergänzen.5,6
  1. 3. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682.
  2. 4. National Eczema Society. Emollients factsheet. 2023. Abrufbar unter: https://eczema.org/wp-content/uploads/Emollients-Jun-23.pdf (Abgerufen im November 2024).
  3. 5. Ring J et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2012; 26:1045–1060.
  4. 6. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:850–878.
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TOPISCHE THERAPIEN

Topische Medikamente („Topika“) sind Arzneimittel, die direkt auf entzündete Hautstellen aufgetragen werden, z. B. antientzündliche und juckreizstillende Cremes und Salben. Sie wirken gezielt an der betroffenen Stelle.

Topische Glukokortikoide (Kortison)
Topische Glukokortikoide sind oft die erste Behandlungsoption bei neu diagnostizierter Neurodermitis.3,7 Sie sind in verschiedenen Stärken erhältlich und werden individuell angepasst, eignen sich jedoch nur zur kurzfristigen Behandlung von Entzündungen.3,7,8

Topische Calcineurin-Hemmer
Topische Calcineurin-Hemmer sind eine Alternative zu Glukokortikoiden. Sie lindern Entzündungen und Juckreiz und sind als Salben oder Cremes erhältlich.9 Sie können auf allen Hautbereichen angewendet werden, auch im Gesicht und an den Genitalien, wo Glukokortikoide oft nicht geeignet sind. Ihre Wirksamkeit wurde für eine Behandlungsdauer von bis zu einem Jahr untersucht.1
  1. 1. EuroGuiDerm Guideline on Atopic Eczema. Abrufbar unter: https://www.guidelines.edf.one/guidelines/atopic-ezcema/ (Abgerufen im November 2024).
  2. 3. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682.
  3. 7. Eichenfield LF et al. J Am Acad Dermatol 2014; 71:116–132.
  4. 8. National Eczema Association. Tips for using topical corticosteroids. 2020. Abrufbar unter: https://nationaleczema.org/blog/topical-steroid-guidelines-atopic-dermatitis/ (Abgerufen im November 2024).
  5. 9. National Eczema Association. Prescription topicals. Abrufbar unter: https://nationaleczema.org/eczema/treatment/topicals/ (Abgerufen im November 2024).
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KLASSISCHE SYSTEMISCHE THERAPIEN

Die systemische Therapie wirkt im gesamten Körper und dämpft die chronische Entzündung durch Unterdrückung des überaktiven Immunsystems.

Klassische Systemtherapien nutzen Immunsuppressiva wie orale Glukokortikoide (Kortison-Tabletten) und Ciclosporin, die die allgemeine Immunaktivität reduzieren und Entzündungen hemmen.10 Aufgrund möglicher Nebenwirkungen bei längerer Einnahme wird die Dosis regelmäßig überprüft, und Immunsuppressiva kommen meist nur kurzfristig zum Einsatz.3

Ciclosporin ist nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen und wird nur in schweren Fällen verschrieben.
  1. 3. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682.
  2. 10. National Eczema Association. Precription oral. 2020. Abrufbar unter: nationaleczema.org/eczema/treat­ment/immunosuppressants/ (Abgerufen im November 2024).
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MODERNE SYSTEMISCHE THERAPIEN

Früher wurde Neurodermitis primär äußerlich behandelt.11
Heute ist bekannt, dass es sich um eine chronische entzündliche Hauterkrankung handelt, bei der ein Ungleichgewicht im Immunsystem besteht.12 Bei diesem Ungleichgewicht spielen Botenstoffe, die Entzündungssignale übermitteln, eine wichtige Rolle. Denn wenn zu viele von ihnen vorkommen, können sie zu den typischen Symptomen wie Juckreiz und Hautveränderungen führen.

Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung von modernen systemischen Therapien, die zielgerichtet auf verschiedene Bestandteile der Entzündung einwirken: das erste Biologikum wurde 2017, der erste JAK-Hemmer 2020 zugelassen.11
  1. 11. Bieber T. Nat Rev Drug Discov. 2022; 21:21–40.
  2. 12. Gandhi NA et al. Nat Rev Drug Discov 2016; 15:35–50.
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MODERNE SYSTEMISCHE THERAPIEN: BIOLOGIKA

Therapien mit Biologika haben die Medizin revolutioniert, da sie gezielt in körpereigene Mechanismen eingreifen und krankhafte Prozesse stoppen können. Sie verhindern die Bindung von Interleukinen an Zellrezeptoren, wodurch Entzündungssignale unterdrückt werden.

Diese neuartigen Wirkstoffe werden seit Jahren erfolgreich bei Erkrankungen wie Asthma, Rheuma oder Multipler Sklerose eingesetzt.13
  1. 13. Rodrigues MA and Torres T. Eur Ann Allergy Clin Immunol 2020; 52:45–48.
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MODERNE SYSTEMISCHE THERAPIEN: BIOLOGIKA

Biologika wirken systemisch im Körper, indem sie gezielt die entzündlichen Prozesse bekämpfen, die Neurodermitis-Symptome wie Juckreiz und Hautveränderungen verursachen. Sie werden unter die Haut gespritzt, damit sie im Magen nicht abgebaut werden, sondern direkt das Immunsystem erreichen.14

Dein Arzt unterstützt dich dabei, die Behandlung korrekt anzuwenden. Biologika können allein oder in Kombination mit äußerlichen Therapien angewendet werden, um die Neurodermitis besser zu kontrollieren.13
  1. 13. Rodrigues MA and Torres T. Eur Ann Allergy Clin Immunol 2020; 52:45–48.
  2. 14. Mein Allergie-Portal. JAK-Inhibitoren. Abrufbar unter: mein-allergie-portal.com/allergie-wiki/3197-jak-inhibitoren.html (Abgerufen im November 2024).
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MODERNE SYSTEMISCHE THERAPIEN: JAK-HEMMER

JAK-Hemmer sind Medikamente in Tablettenform, die in den Entzündungsprozess bei Neurodermitis eingreifen. Im Gegensatz zu Biologika, die die Entzündung bereits im Anfangsstadium stoppen, verhindern JAK-Hemmer, dass die Entzündungssignale der Interleukine in die Zellen weitergeleitet werden. Dadurch wird die Immunreaktion, die für die Symptome von Neurodermitis wie Juckreiz und Hautveränderungen verantwortlich ist, reduziert.13,14

JAK-Hemmer werden verschrieben, wenn topische Therapien nicht ausreichen, um die Neurodermitis zu kontrollieren.13,14 Dein Arzt legt die passende Dosierung und Anwendungsdauer fest.1,2
  1. 1. EuroGuiDerm Guideline on Atopic Eczema. Abrufbar unter: https://www.guidelines.edf.one/guidelines/atopic-ezcema/ (Abgerufen im November 2024).
  2. 2. Gesundheitsinformation.de Neurodermitis. Abrufbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/neurodermitis-atopisches-ekzem.html (Abgerufen im November 2024).
  3. 13. Rodrigues MA and Torres T. Eur Ann Allergy Clin Immunol 2020; 52:45–48.
  4. 14. Mein Allergie-Portal. JAK-Inhibitoren. Abrufbar unter: mein-allergie-portal.com/allergie-wiki/3197-jak-inhibitoren.html (Abgerufen im November 2024).
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MODERNE SYSTEMISCHE THERAPIEN: JAK-HEMMER

JAK-Hemmer können entweder allein oder in Kombination mit topischen Therapien eingesetzt werden, um zur Kontrolle Deiner Neurodermitis beizutragen.

Bei JAK-Hemmern sind vor und während der Anwendung Voruntersuchungen und Laborkontrollen erforderlich, um zu überwachen, wie die Behandlung wirkt und um sicherzustellen, dass sie keine Probleme verursacht.15
  1. 15. S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) [Neurodermitis; atopisches Ekzem]; https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2023-07.pdf; letzter Zugriff: Dezember 2024.
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ERGÄNZENDE THERAPIEN: PHOTOTHERAPIE (LICHTTHERAPIE), KLIMATHERAPIE

Ergänzend zur medikamentösen Therapie kann die Phototherapie mit speziellem UV-Licht eingesetzt werden. UV-Licht beeinflusst Haut- und Immunzellen und kann den Hautzustand verbessern. Die Behandlung sollte jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da unsachgemäße Anwendung das Hautkrebsrisiko erhöhen kann.

Ein Klimawechsel kann bei Neurodermitis die Symptome verbessern. Ein Aufenthalt von mindestens vier Wochen in Reizklimazonen wie an der Nord- oder Ostsee oder im Hochgebirge kann dank kühler, salzhaltiger Meeresluft entzündungshemmend und beruhigend wirken. Diese Orte bieten zudem wenig allergieauslösende Substanzen und die Sonnenbestrahlung kann ebenfalls zur Linderung beitragen. Daher befinden sich viele Neurodermitis-Kliniken an solchen Orten.
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ERGÄNZENDE THERAPIEN: NEURODERMITIS-SCHULUNGEN, PSYCHOLOGISCHE BEHANDLUNG

Informative Veranstaltungen können das Verständnis für die Krankheit und den selbstbestimmten Umgang mit Neurodermitis fördern. Viele Hautkliniken und Dermatologen bieten Patientenschulungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Bei Interesse an einer Schulung sprich mit Deinem Dermatologen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für Schulungen.

Wenn der Leidensdruck durch die Erkrankung zu hoch ist, kann eine Psychotherapie den Betroffenen Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags geben. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken kann unterstützend wirken.
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ERGÄNZEND ZUR THERAPIE: SELBSTHILFE­GRUPPEN UND HILFREICHE WEBSEITEN

Selbsthilfegruppen für erwachsene Patientinnen und Patienten
Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann das Selbstvertrauen stärken. Frage Deine Dermatologin oder Deinen Dermatologen nach Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe.

Hilfreiche Webseiten
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DIE RICHTIGE BEHANDLUNG FINDEN

Neurodermitis ist eine sehr individuelle Erkrankung. Deshalb gibt es auch nicht nur eine mögliche Therapie der Neurodermitis.

Es gibt verschiedene Behandlungsoptionen, die mit einer Dermatologin bzw. einem Dermatologen besprochen werden sollten, um gemeinsam ein geeignetes, langfristiges Therapiekonzept zu finden.

Die Inhalte aus diesem Lernmodul sind auch im Behandlungsratgeber zusammengefasst und können von Dir hier heruntergeladen werden.
Oder Du bestellst den Ratgeber kostenlos als Printversion unter folgender Hotline: 0800 40 500 20.
So bist Du optimal auf Dein nächstes Arztgespräch vorbereitet.
Welche kannst Du Therapie für Dich am besten geeignet ist, kannst du mit einem Dermatologen besprechen. Bei der Suche nach einem geeigneten Arzt kann Dir unser Ärztefinder helfen.
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MAT-DE-2204663-3.0-12/2024

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