Wenn Euer Kind in die Schule geht, beginnt eine wichtige Lebensphase. Jetzt werden körperliche und geistige Grundlagen für das Erwachsenwerden gelegt. Auch Kinder mit Neurodermitis werden nun immer eigenständiger und verstehen mehr und mehr Zusammenhänge. Sie können Schritt für Schritt in eine aktive Rolle im Umgang mit ihrer Krankheit hineinwachsen.
Wenn Euer Kind in die Schule geht, beginnt eine wichtige Lebensphase. Jetzt werden körperliche und geistige Grundlagen für das Erwachsenwerden gelegt. Auch Kinder mit Neurodermitis werden nun immer eigenständiger und verstehen mehr und mehr Zusammenhänge. Sie können Schritt für Schritt in eine aktive Rolle im Umgang mit ihrer Krankheit hineinwachsen.
Themenübersicht
Neurodermitis betrifft in westlichen Industrieländern etwa jedes 10. Kind. Die Auswirkungen der chronisch-entzündlichen Erkrankung sind oft nicht nur auf die Haut begrenzt. Sie kann sich auf viele Lebensbereiche auswirken und sowohl den Körper als auch die Psyche Eures Kindes beeinträchtigen. Als Eltern könnt Ihr Eurem Kind die Last der Erkrankung nicht abnehmen, aber Ihr könnt ihm den Rücken stärken, damit es sein Leben mit Neurodermitis selbstbestimmt und zufrieden gestalten kann.
In welchem Alter beginnt Neurodermitis?1
Neurodermitis beginnt meist schon im Säuglings- und Kleinkindalter. Bei 60 Prozent der betroffenen Kinder tritt die Erkrankung bereits im 1. Lebensjahr auf, 90 Prozent erkranken vor dem 5. Lebensjahr. Allerdings kann die atopische Dermatitis, wie Neurodermitis auch genannt wird, in jedem Alter auftreten und sich bei Schulkindern erstmals zeigen.
Woran erkennt man Neurodermitis bei Kindern?
Zu den sichtbaren Hautveränderungen bei Kindern, sowie auch bei Erwachsenen gehören Ekzeme. Das sind entzündete, teilweise blutende Hautstellen. Auch Hautrötungen (Erytheme), Hautverdickungen (Lichenifika-tionen) und feine Hauteinrisse sind für Neurodermitis typisch, genauso wie trockene Haut. Die Hautveränderungen werden meist von starkem Juckreiz begleitet.
Bei der atopischen Dermatitis ist die Lage der betroffenen Bereiche häufig vom Alter abhängig und kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern. Kommen Kinder ins Kindergarten- und Grundschulalter, „wandern” die Ekzeme häufig zu den Ellenbeugen und Kniekehlen sowie zu den Fuß- und Handgelenken.
Die Erkrankung verläuft schubförmig und ruhige Phasen wechseln sich mit solchen ab, in denen stark juckende, entzündete Stellen das Hautbild bestimmen. Kinder befinden sich in akuten Schüben häufig in einem belastenden Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Es gibt aber auch immer wieder Phasen, in denen die Haut Eures Kindes nahezu gesund erscheint. Doch auch wenn es für das Auge nicht sichtbar ist: Neurodermitis ist eine chronische Erkrankung und die Entzündung unter der Haut ist immer da.
Was tun bei Neurodermitis bei Kindern?
Durch eine konsequente Behandlung von Anfang an lässt sich oft verhindern, dass sich die Neurodermitis stärker ausbreitet. Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung ist dabei die Basispflege.
Die Basispflege – ein fester Bestandteil im Alltag
Eine konsequente und liebevolle Hautpflege ist bei Kindern mit Neurodermitis unerlässlich. Das gilt auch in Phasen, in denen die Haut gesund wirkt. Die Basistherapie hilft dabei, dass Symptome sich nicht verschlimmern, und sie kann neuen Krankheitsschüben entgegenwirken. Sie sollte sich immer am aktuellen Hautzustand orientieren, d. h. fette Salbengrundlagen auf trockener Haut, Feuchtigkeitscremes bei leicht trockener Haut bzw. bei entzündeter oder nässender Haut.
Wie wird Neurodermitis bei Kindern medikamentös behandelt?
Gegen die Entzündungen und starken Juckreiz helfen oft nur Medikamente. Heute stehen für Kinder anerkannte Arzneimittel zur Verfügung, die entweder äußerlich (topisch) oder innerlich (systemisch) angewandt werden und gute Erfolge erzielen können.
Behandlung von Neurodermitis bei Babys und Kindern
Ausführliche Informationen zur medikamentösen Behandlung bei Kindern könnt Ihr hier nachlesen.
Neurodermitis ist nicht gleich Neurodermitis und das Krankheitsbild kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern. Deshalb ist es wichtig, dass die Schwere der Neurodermitis regelmäßig kontrolliert wird und Ihr gemeinsam mit dem Dermatologen Eures Kindes überprüft, ob die aktuellen Therapiemaßnahmen die Erkrankung ausreichend kontrollieren. So kann die Behandlung bei Bedarf jederzeit an die Bedürfnisse Eures Kindes angepasst werden.
WIE SEHR HABT IHR DIE NEURODERMITIS UNTER KONTROLLE?
Den Juckreiz bei Kindern mit Neurodermitis lindern
Nicht kratzen – das ist leichter gesagt als getan. Kratzen ist jedoch nicht gleich Kratzen. Sobald Euer Kind alt genug ist, könnt Ihr mit ihm alternative Kratzmethoden üben, zum Beispiel mit der flachen Hand oder mit den Knöcheln. Es kann auch helfen, die juckende Stelle zu kneten, sie zu massieren, abzuklopfen, zu drücken oder zu streicheln.
Es gibt auch spezielle Anti-Juckreiz-Sprays oder -Cremes, mit denen Ihr den Juckreiz behandeln könnt. Auch gekühlte, feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte oder kühlende Umschläge bzw. eine Kühlkompresse aus dem Kühlschrank können gegen den Juckreiz helfen.
Die genauen Ursachen für Neurodermitis bei Kindern sind bis heute nicht vollständig geklärt. Sie unterscheiden sich bei Kindern oder Erwachsenen allerdings nicht. Man weiß heute, dass die folgenden Faktoren den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können:
Ein strukturierter Tagesablauf, in dem das Pflegen und Eincremen fest verankert sind, kann Eurem Kind beim Umgang mit der Neurodermitis helfen. Besprecht gemeinsam, wie Euer Kind diese Zeiten gestalten möchte, und macht das Pflegeritual zu einem schönen Teil des Tages. Mochte Euer Kind früher besonders vorgelesene Geschichten, machen ihm nun vielleicht Hörspiele mehr Spaß. Es ist wichtig, dem eigenen Kind einen liebevollen Umgang mit seiner Haut vorzuleben – behutsame Streicheleinheiten und Zuwendung können ihm im Alltag Halt geben und es lehren, seine Haut zu akzeptieren.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Besonders wichtig sind jetzt kindgerechte Erklärungen. Damit stellt Ihr Eurem Kind das „Handwerkszeug“ für den Umgang mit seiner Erkrankung bereit. Die Neurodermitis sollte jedoch nicht als Dauerthema alles andere überschatten. Ganz nach der Devise „so wenig wie möglich und so viel wie nötig”.
Gut zu wissen
Eigene Grenzen erkennen und wahren
Als Vater oder Mutter wollt Ihr Eure Belastung vielleicht nicht zeigen und häufig stellt Ihr Eure Bedürfnisse zurück. Es ist jedoch wichtig, dass Ihr Euch nicht überlastest und Ihr eigene Freiräume bewahrt. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Wird die Situation für Euch mal zu viel, fragt eventuell die Großeltern, andere Familienmitglieder oder Freunde, ob sie mal einspringen und Euch unterstützen können.
Wissen mit Wirkung–Neurodermitis-Schulungen
Kinder sind auf ihre Eltern angewiesen und sie brauchen viel Zuwendung und Unterstützung. Kommen die Herausforderungen der chronischen Erkrankung hinzu, kann das für die ganze Familie zu einer enormen Belastung werden. Schulungen können betroffenen Kindern und ihren Eltern im Umgang mit der chronischen Erkrankung und den damit verbundenen Herausforderungen im Alltag helfen. Sie können das Krankheitsverständnis und den selbstbestimmten Umgang mit der Neurodermitis fördern.
Neurodermitis kann euer Kind stark belasten. Neben den körperlichen Beschwerden kommt oft seelisches Leid dazu. Euer Kind fühlt sich vielleicht anders als die anderen, es hat Angst vor Ausgrenzung und Ablehnung. Wenn die psychologische Belastung zu groß ist, kann professionelle Unterstützung helfen, z.B. eine Familien- oder Psychotherapie. Es gibt auch spezielle Akzeptanztherapien oder Therapien zum Selbstmanagement. Sogar Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, autogenes Training oder Atemtherapie können für die ganze Familie sinnvoll sein.
Gut zu wissen
Das Neurodermitis-Begleiter-Team
Im Neurodermitis-Begleiter-Team unterstützen Euch geschulte Fachkräfte mit medizinisch gesicherten Informationen zur Erkrankung und Therapie. Sie helfen auch mit gesundheitspsychologischen Tipps oder praktischen Ratschlägen weiter. Hier findet Ihr die Kontaktdaten.
Was sollten Kinder mit Neurodermitis nicht essen?
Etwa jedes 2. Kind mit Neurodermitis reagiert allergisch auf bestimmte Nahrungsmittel. Doch nur bei etwa jedem 3. moderat bis schwer betroffenen Kind führt dies tatsächlich zu einer Verschlechterung des Hautbildes. Also sind übermäßige Einschränkungen bei der Nahrungsmittelwahl selten notwendig.
Habt Ihr einen Verdacht, dass Euer Kind auf ein bestimmtes Nahrungsmittel allergisch reagiert, könnt Ihr dieses, nach ärztlicher Rücksprache, versuchsweise vom Speiseplan streichen. Verschwindet die Allergie, habt Ihr sehr wahrscheinlich einen Auslöser gefunden.
Nahrungsmittelallergien verschwinden manchmal wieder, sodass nach 1 oder 2 Jahren das Nahrungsmittel durchaus wieder vertragen wird. Wenn Ihr sichergehen wollt, solltet Ihr Euren Dermatologen einbeziehen. Spezielle Allergietests können Vermutungen medizinisch absichern.
Gut zu wissen
Hilfe durch Ernährungsberater
Ernährungsberater können bei einer Umstellung der Ernährung oft helfen. Sie haben tolle Ideen, wie Nahrungsmittel kreativ ersetzt werden können. Meist reichen hier schon 1–2 Stunden, um eine kindgerechte und abwechslungsreiche Kost zusammenzustellen.
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Neurodermitis in der Schule
Ein gestörter Schlaf in der Nacht führt nicht selten zu Konzentrations- und Leistungseinbußen am Tag. Kinder mit Neurodermitis können deshalb im Unterricht oft nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen. Es kann auch passieren, dass Euer Kind wegen seiner Erkrankung vermehrt Fehltage hat. Die folgenden Tipps können helfen, verpassten Lernstoff nachzuarbeiten und den Anschluss nicht zu verlieren.
Lasst Euch von Lehrern Übungen und Aufgaben geben, die Ihr zu Hause bearbeiten könnt.
Bittet Mitschüler, Euch Hausaufgaben und Mitschriften vorbeizubringen und diese mit Eurem Kind durchzugehen.
Nach einer langen Fehlzeit kann der zuständige Vertrauenslehrer Deinem Kind helfen, wieder in den Schulalltag zurückzufinden.
Manchmal kann Nachhilfeunterricht hilfreich sein.
Bezieht die Lehrer in der Schule mit ein und informiert sie über die Herausforderung der Neurodermitis. Erklärt ihnen, wie die Krankheit verläuft und welche Auslöser es gibt. So können sie verständnisvoll damit umgehen und auch Mitschüler darauf einstellen.
Sport und Bewegung bei Kindern mit Neurodermitis
Je nach Krankheitsschwere oder aufgrund von akuten Schüben kann eine Befreiung vom Sportunterricht empfehlenswert sein. Gleiches gilt, wenn Euer Kind übermüdet und dadurch eventuell unfallgefährdet ist. Verträgt es Chlorwasser schlecht, könnt Ihr es auch vom Schwimmunterricht befreien lassen.
Euer Kind sollte sich aber nicht dauernd schonen. Kinder wollen sich bewegen und sie brauchen das Herumtoben mit anderen für ihre psychische und soziale Gesundheit. Der eigene Schweiß kann die Haut jedoch reizen und Juckreiz hervorrufen. Nach dem Toben wäre es gut, wenn Euer Kind sich kurz abduscht, um das Nachschwitzen zu verhindern. Wenn das nicht möglich ist, könnt Ihr Eurem Kind Kleidung zum Wechseln mitgeben. Vor allem bei Sport und Bewegung bietet sich atmungsaktive Kleidung an, die Schweiß vom Körper wegtransportiert. Diese sollte jedoch nicht zu eng anliegen – das könnte die Haut sonst reizen.
Kinder mit Neurodermitis und Mobbing
Euer Kind wird eventuell auf die sichtbaren Symptome der Neurodermitis angesprochen und deswegen gemobbt. So etwas sollte nie ignoriert werden. Je besser es über seine Erkrankung Bescheid weiß, desto erfolgreicher kann es sich wehren. Sprecht darüber, dass die Krankheit nicht ansteckend ist, dass viele Kinder Neurodermitis haben und warum das so ist.
Erklärt Eurem Kind, dass es nicht seine Schuld ist, wenn andere es mobben oder hänseln, und dass es Euch oder einem anderen Erwachsenen – zum Beispiel einer Lehrkraft – Bescheid geben soll. Gebt Eurem Kind Zeit und Gelegenheit, von sich aus über Probleme und Ängste zu sprechen. Fällt es ihm schwer, seine Gefühle mitzuteilen, und reagiert es nicht gut auf direkte Fragen? Dann ist es vielleicht besser, ihm ganz allgemeine Fragen über seinen Tag zu stellen und zu beobachten, ob sich sein Verhalten ändert.
Fazit
Vom Tag der Geburt Eures Kindes an seid Ihr Zeugen eines stetigen Wandels. Dabei hat jede Lebensphase ihre Besonderheiten. Im Schulalter wird Euer Kind immer selbstständiger und es kann seine Erkrankung immer besser verstehen. Das heißt nicht, dass es sie auch immer akzeptieren kann. Sicher wird es Phasen geben, in denen Euer Kind traurig ist und gegen die Neurodermitis „rebelliert“. Lasst Euch helfen und werdet aktiv. Sprecht mit den Ärzten Eures Kindes über eine passende Behandlung. Mit konsequenter Hautpflege und etwas Unterstützung kann Euer Kind auch in der Schulzeit einen positiven Umgang mit seiner Erkrankung finden.
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