ALLTAG MIT
NEURODERMITIS
BEI KINDERN UND
JUGENDLICHEN

Der Alltag mit Neurodermitis kann eine Herausforderung sein. Für betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch für die ganze Familie. Vielleicht fühlt Ihr Euch manchmal überfordert oder seid frustriert. Hier findet Ihr einige hilfreiche Tipps, die Euch durch Euren Familienalltag begleiten können.

Ein Vater kuschelt mit seinem Sohn unter einer bunten Decke und sie schauen zusammen auf ein Handy.

Der Alltag mit Neurodermitis kann eine Herausforderung sein. Für betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch für die ganze Familie. Vielleicht fühlt Ihr Euch manchmal überfordert oder seid frustriert. Hier findet Ihr einige hilfreiche Tipps, die Euch durch Euren Familienalltag begleiten können.

Themenübersicht

Eine chronische Erkrankung wie Neurodermitis kann Veränderungen mit sich bringen, die Euer gewohntes Familienleben auf den Kopf stellen. Aufgaben- und Rollenverteilungen können sich im Verlauf der Erkrankung ändern. Je älter betroffene Kinder werden, umso eigenständiger werden sie. Wenn Ihr Euch bei allen Veränderungen gegenseitig mit Verständnis und Geduld begegnet, ist es meist leichter, den Alltag mit Neurodermitis zu meistern und ein weitgehend normales Leben zu führen.

Juckreiz – ein ständiger Begleiter

Das Thema Jucken und Kratzen wird Euch einige Zeit begleiten und auch für schlaflose Nächte sorgen – das ist ein Fakt, aber kein Grund zu verzweifeln. Die Forschung entwickelt sich stetig weiter und es gibt inzwischen auch für Kinder viele Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Neurodermitis langfristig in den Griff zu bekommen. Sprecht mit Eurem Dermatologen, damit Ihr gemeinsam eine geeignete Behandlung finden könnt.

Ein jugendliches Mädchen flüstert einem anderen etwas ins Ohr.

Behandlung von Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen

Ausführliche Informationen zur medikamentösen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen könnt ihr hier nachlesen.

Der Juck-Kratz-Kreislauf – Erklärung und Bedeutung

Nahaufnahme einer Hand, die gekratzt wird

Der oft unerträgliche und anhaltende Juckreiz löst häufig einen kaum zu beherrschenden Kratzdrang aus. Auch wenn Ihr das Kratzen nicht ganz unterbinden könnt, ist es wichtig, dass Euer Kind möglichst wenig kratzt. Es verschafft nur für einen kurzen Moment Linderung; langfristig führt es zu Entzündungen, offenen Stellen und stärkerem Juckreiz.

Mehr zum Thema Juck-Kratz-Kreislauf könnt Ihr hier nachlesen.

Nicht kratzen – das ist leichter gesagt als getan. Kratzen ist jedoch nicht gleich Kratzen. Sobald Euer Kind alt genug ist, könnt Ihr mit ihm alternative Kratzmethoden üben, zum Beispiel mit der flachen Hand oder mit den Knöcheln. Es kann auch helfen, die juckende Stelle zu kneten, sie zu massieren, abzuklopfen, zu drücken oder zu streicheln.

Tipps gegen Juckreiz:

    Kühlende Umschläge oder eine Kühlkompresse aus dem Kühlschrank können den Juckreiz lindern.

    Das Tragen von leichten Baumwollhandschuhen in der Nacht verhindert das unbewusste Kratzen im Schlaf.

    Es gibt auch spezielle Anti-Juckreiz-Sprays, die den Juck-Kratz-Kreislauf unterbrechen.

    Kurz geschnittene und glatt gefeilte Fingernägel verhindern starke Hautirritationen.

    Vor allem Ablenkung kann helfen, den Juckreiz zu vergessen. Findet gemeinsam etwas Schönes, Spannendes oder Spaßiges, das vom Juckreiz ablenkt.

Illustration einer Neurodermitis-Patientin, die ihre juckende Haut mit einem Handy fotografiert.

WIE SEHR HAST DU
DEINE NEURODERMITIS
UNTER KONTROLLE?

Körperpflege – die Basis für eine entspannte Haut

Ein Baby wird am Bein eingecremt.

Konsequente Hautpflege ist für Menschen mit Neurodermitis eine wichtige Aufgabe – egal in welchem Alter. Das Eincremen der trockenen Hautstellen gehört zur täglichen Routine. Eine liebevolle und sanfte Massage, verbunden mit beruhigender Musik, einer schönen Geschichte oder einem ruhigen Spiel, können kleine Patienten dazu bringen, das Eincremen schon früh mit positiven Erfahrungen zu verbinden. So wird daraus ein schönes Ritual, auf das sich Euer Kind freuen kann.

Je älter und eigenständiger Euer Kind wird, umso wahrscheinlicher ist es dann, dass es selbst ein schönes Ritual aus der Körperpflege macht, anstatt sie genervt abzuarbeiten. Es wird auch Phasen geben, in denen Euer Kind keine Lust auf das tägliche Eincremen hat. Dann heißt es: Geduldig bleiben. Atmet tief durch und haltet einen Moment inne, denn Stress und Hektik können sich übertragen.


Übrigens solltet Ihr Geduld nicht nur Eurem Kind entgegenbringen, sondern auch Euch selbst.

„Geduld kann man üben und der erste Schritt zu mehr Gelassenheit ist Akzeptanz.“

Illustration eines Megaphons.

Tipps zur Körperpflege

Ein Kleinkind sitzt in der Badewanne und hat Schaum auf dem Kopf

    Nutzt am besten seifenfreie und pH-neutrale Pflegeprodukte ohne Parfüm.

    Langes Baden trocknet die Haut aus. Kinder mit Neurodermitis sollten möglichst auf Duschen umsteigen. Auch dabei gilt: nicht zu lange und nicht zu heiß.

    Baden ist aber generell kein Tabu. Allerdings sollte Euer Kind nicht zu häufig baden. Nutzt rückfettende Badezusätze. Das Badewasser sollte eine lauwarme Temperatur von höchstens 35 Grad haben.

    Nach dem Bad oder der Dusche ist es besser, die Haut nur sanft trocken zu tupfen, anstatt sie abzureiben. Zudem solltet Ihr die Haut Eures Kindes mit rückfettenden Pflegeprodukten eincremen.

    Das tägliche Eincremen ist generell sehr wichtig.

Schlaf – Erholung für Körper und Geist

Kinder mit Neurodermitis haben oft Schlafprobleme. Schätzungsweise 7 von 10 der betroffenen Kinder leiden unter Schlafmangel. Um die Herausforderungen des Alltags gut bewältigen zu können, sollte Euer Kind lernen, dem Tag-Nacht-Rythmus zu folgen. Das heißt: Macht die Nacht nicht zum Tag. In der Regel ist es besser, in der Nacht auf Bäder, Umschläge oder spannende Geschichten zu verzichten. Versorgt Euer Kind liebevoll, wenn es nachts wach wird und unterstützt es dabei, wieder einzuschlafen. Meist ist es auch besser, kein Licht anzuknipsen - ein kleines Nachtlicht reicht meist, denn helles Licht ist ein starker Reiz, der leicht wach machen kann. Vermeidet am Abend Aufregung, zu spannende Bücher oder digitale Medien.

Tipps bei Schlafstörungen

    In einem kühlen, gut gelüfteten Schlafzimmer schläft es sich besser – Schweiß kann ein möglicher Auslöser für Juckreiz sein.

    Schlafkleidung sollte leicht und atmungsaktiv sein, z. B. aus dünner Baumwolle.

    Liebevolle Einschlafrituale helfen, trotz Juckreiz gut ein- und möglichst durchzuschlafen.

Milben – kleine Quälgeister

Milben bzw. deren Kot können zu allergischen Reaktionen führen. Sie lieben ein feuchtwarmes Umfeld und leben von abgestorbenen Hautschuppen. Deshalb ist das Bett eine Umgebung, in der sie sich sehr wohlfühlen. Was sie nicht mögen, sind frische Luft und Bewegung. Daher ist es wichtig, jeden Morgen Kopfkissen, Bettdecke und Kuscheltiere auszuschütteln und das Zimmer gut zu lüften.

Um allergischen Reaktionen vorzubeugen, verwendet am besten Bettwäsche, die bei 60 Grad waschbar ist. Kuscheltiere, die nicht in der Waschmaschine gewaschen werden dürfen, könnt Ihr ab und zu für einen Tag in die Tiefkühltruhe legen. Das macht den Milben in der Regel den Garaus.

Gesunde Ernährung – was gibt es zu beachten?

Ein Mädchen sitzt am Tisch und beißt in eine Karotte

Eine spezielle Neurodermitis-Diät gibt es nicht. Gesundes und abwechslungsreiches Essen mit möglichst wenigen Einschränkungen ist in der Regel das Beste für ein Kind – für die körperliche Entwicklung, aber auch für die psychische. Denn in einem Leben, in dem die Neurodermitis so manches bestimmt, ist es wunderbar, essen zu können, was einem schmeckt.

Etwa jedes zweite Kind mit Neurodermitis reagiert allergisch gegen bestimmte Nahrungsmittel. Doch nur bei etwa jedem dritten moderat bis schwer betroffenen Kind führt dies tatsächlich zu einer Verschlechterung des Hautbildes. Also sind übermäßige Einschränkungen bei der Nahrungsmittelwahl selten notwendig.

Habt Ihr den Verdacht, dass Euer Kind auf ein bestimmtes Nahrungsmittel allergisch reagiert, könnt Ihr dieses, nach ärztlicher Rücksprache, versuchsweise vom Speiseplan streichen. Verschwindet die Allergie, habt Ihr den Auslöser sehr wahrscheinlich gefunden.

Nahrungsmittelallergien verschwinden manchmal wieder, sodass nach 1 oder 2 Jahren das Nahrungsmittel durchaus wieder vertragen werden kann. Wenn Ihr sichergehen wollt, solltet Ihr Euren Dermatologen einbeziehen. Spezielle Allergietests können Vermutungen medizinisch absichern.

Gut zu wissen

Hilfe durch Ernährungsberater

Ernährungsberater haben manchmal tolle Ideen, wie Nahrungsmittel kreativ ersetzt werden können. Meist reichen hier schon 1–2 Stunden, um eine kindgerechte und abwechslungsreiche Kost zusammenzustellen.

Erkundigt Euch in Eurer Kinderarztpraxis oder auch bei Eurer Krankenkasse, wenn ihr mehr Infos und Kontakte zu Ernährungsberatungsstellen benötigt.

Illustration eines Buches zur Hervorhebung wichtiger Neurodermitis-Fakten.

Hautnah dran – Kleidung

Ein kleines Kind mit einer rosa Strickjacke

Kleidung hat meist direkten Kontakt zur Haut und kann diese reizen. Deshalb gibt es einige Tipps, die Ihr bei der Wahl der Kleidung beachten könnt:

    Die Kleidung sollte glatt, saugfähig und luftdurchlässig sein. Am wohlsten fühlt sich empfindliche Haut in lockerer Baumwoll- oder Leinenkleidung.

    Enge, raue und synthetische Kleidung solltest Du vermeiden. Auch Kleidung aus Wolle kann die Haut reizen.

    Wärme oder gar ein Hitzestau lösen sehr schnell einen starken Juckreiz aus. Daher empfiehlt sich ein Lagenlook, sodass je nach Außentemperatur die Schichten angepasst werden können.

    Neue Kleidungsstücke solltet Ihr vor dem Tragen waschen, um Schadstoffe auszuspülen. Entfernt auch Etiketten in der Kleidung, denn sie könnten auf der Haut reiben.

Fazit

Der Alltag mit einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis kann ganz schön anstrengend sein. Betroffene Kinder und Jugendliche können nicht aus ihrer Haut und müssen tagein, tagaus die Anforderungen ihrer Erkrankung meistern. Eltern wollen ihre Kinder dabei natürlich unterstützen. Helfen bedeutet aber manchmal, die Eigenständigkeit betroffener Kinder zu fördern und loszulassen. Bei allen Herausforderungen hilft es meist, offen miteinander zu reden und sich gegenseitig zuzuhören. Gemeinsam ist es leichter, einen Weg zu finden, sich aufeinander einzustellen und füreinander da zu sein. Mit Neurodermitis zu leben, erfordert Kraft. Holt Euch Hilfe, damit Ihr Euren Alltag gemeinsam aktiv gestalten könnt.