Dekoratives Element Großes blaues N.
Rainer

KW 21, 23.05.2023 (Dienstag)

Dekoratives Element Illustration eines Druckers.
Triggerfaktoren

Stress mit Neurodermitis und Asthma

46 Jahre bin ich alt. 46 Jahre mit Neurodermitis und Asthma bronchiale. Auch wenn ich die Symptome mittlerweile gut im Griff habe, gab und gibt es immer noch Momente, in denen mich der Stress überwältigt. Stress ist ja an sich nicht zwangsläufig was Schlechtes. Es gibt positiven und negativen Stress. In diesem Beitrag will ich Beispiele aus meiner 46-jährigen Leidenserfahrung mit negativem Stress erläutern und mögliche Wege im Umgang damit. Denn: Stress hat bei Neurodermitikern und Asthmatikern wie mir erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Gesunde Menschen finden in aller Regel Mittel und Wege mit Stress so umzugehen, dass sie sich selbst nicht schaden.

Mein Umgang mit Stress? Kratzen!

Das ist bei uns Neurodermitikern und Asthmatikern, aus meiner eigenen Erfahrung gesprochen, oft anders: wenn ich Stress habe, dann kratze ich mich. Ich zerstöre meine Haut, um negative Energie loszuwerden. Und das oftmals mit teuflisch gutem Erfolg: Der Stress wird weniger, im gleichen Maße wie die Haut anfängt zu bluten und zu schmerzen. Wenn etwas so gut funktioniert, macht man es immer wieder – es wird zu einem schädlichen Ritual, das sich fest im Hirn verankert und unbewusst abläuft. Unternimmt man nichts dagegen, besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale: Das stressbedingte Kratzen irritiert die Haut, die zu jucken anfängt, was wiederum Stress hervorruft, und was macht man unbewusst? Richtig, noch mehr kratzen. Oftmals ist erst dann Ruhe, wenn die Haut blutig gekratzt ist.

Stress kann auch Asthmaanfälle auslösen

Ein anderer Mechanismus, ähnlich fatal, sind durch Stress ausgelöste Asthmaanfälle. Man regt sich auf, fühlt sich überbelastet – die Lunge wird eng, die Luft bleibt weg. Man beginnt nach Luft zu japsen, bricht vielleicht auch in Panik aus – doch das führt nur dazu, dass das Atmen noch schwerer fällt. Wieder ein Teufelskreis!

Was machen in solchen Situationen? Meiner Erfahrung nach sollte man sich zunächst bewusst sein oder werden, was gerade im eigenen Kopf passiert. Ein wichtiger Weg, eine stressige Situation zu bewältigen ist, sich die eingetretene Situation möglichst objektiv anzuschauen. Sozusagen einen Schritt zurückgehen, um das, was da passiert, aus erweiterter Perspektive beurteilen zu können. Dazu benötigt man Willenskraft und Training. Das Ziel ist, sich nicht den eingeübten Automatismen hinzugeben, sondern kurz innezuhalten, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Konkretes Beispiel: Man hat im Büro viel zu tun und der Chef oder die Chefin lädt weitere dringende Aufgaben auf einen ab. Oftmals steigt dann Panik auf, die Angst, die anstehenden Aufgaben nicht zu schaffen. Es stellt sich das Gefühl der Ohnmacht ein, man regt sich auf, der Stress ist da. Idealerweise schafft man es im ersten Schritt, die aufsteigende Panik unter Kontrolle zu halten. Ein Weg im genannten Beispiel ist: „Chef, alles klar, ich gucke mir das an und priorisiere die Aufgaben. Ich gebe dir gleich Rückmeldung.“ Die Situation ist erstmal entschärft, man bewahrt sich einen kühlen Kopf und gewinnt seine Gelassenheit zurück.

SOS-Tipp bei Kratzgefahr: Tief Luft holen und Abstand von der stressigen Situation nehmen

Da wir aber alle nur Menschen und keine Maschinen sind, hier ein Tipp im zweiten Fall, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist: Der Stress ist da, der Kopf rot, die Fingernägel sind gespitzt, das vermeintlich erlösende Kratzen steht bevor – tief Luft holen, sich kurz entschuldigen und sich, wenn möglich, physisch der Situation entziehen. Nach draußen gehen, nochmal tief Luft holen, inneren und äußeren Abstand gewinnen. Wir reden hier über ein paar Minuten, und für die ist immer Zeit! Die sich zu nehmen, zum Selbstschutz, ist nicht nur absolut ok, sondern notwendig. Jeder Arbeitgeber, der idealerweise bereits weiß, was stressige Situationen für Neurodermitiker bedeuten, wird Verständnis für ein solches Vorgehen haben. Denn: Er hat ja auch etwas davon, wenn die erste Stressreaktion ohne Selbstschaden bewältigt wird – nämlich einen glücklicheren Arbeitnehmer.

Auf Asthmaanfälle bezogen habe ich folgendes Beispiel: Ich war in einer engen, schlecht belüfteten Schlucht unterwegs. Touristen ritten auf Pferden und Eseln in beide Richtungen und ich fühlte langsam aber sicher, wie aufgrund meiner Allergie auf Pferdehaare die Lunge enger wurde. Was tun? Ich hatte kein Asthmamittel dabei und es gab keinen schnellen Ausweg aus der Situation. Ich habe die beginnende Panik zurückgedrängt, mich ganz auf das Atmen konzentriert, bewusst lange Züge und dabei langsame, aber beständige Schritte zum Ausgang der Schlucht gemacht. So ist es mir gelungen, den beginnenden Asthmaanfall so lange zu verhindern, bis ich wieder im Freien war.

An beiden Beispielen sieht man eindrucksvoll die Macht der Psyche. Durch bewusste Gedankenlenkung und Bewegung vermag man aufkeimenden Stress Einhalt zu gebieten und abzubauen. Das passiert nicht von heute auf morgen, es braucht viel Übung und Selbstdisziplin – aber es lohnt sich, denn man gewinnt unterm Strich ein ganzes Stück Lebensqualität zurück.

MAT-DE-2300133-1.0-01/2023

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