BEHANDLUNG VON
NEURODERMITIS
BEI BABYS UND
KINDERN

Neurodermitis ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. In Deutschland sind etwa 9,3 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren betroffen.1 Zwar nehmen die Symptome mit zunehmendem Alter häufig ab, jedoch ist Neurodermitis bisher nicht heilbar. Falls sich die Beschwerden der Erkrankung nicht von selbst verbessern sollten, stehen verschiedene effektive Therapiemaßnahmen zur Verfügung, um die Neurodermitis unter Kontrolle zu bringen. Darüber hinaus kann eine Unterstützung zusätzlich dafür sorgen, dass die betroffenen Kinder ein weitgehend normales Leben führen können.
Ein Vater trägt Creme auf die Wange seiner Tochter auf.
Neurodermitis ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. In Deutschland sind etwa 9,3 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren betroffen.1 Zwar nehmen die Symptome mit zunehmendem Alter häufig ab, jedoch ist Neurodermitis bisher nicht heilbar. Falls sich die Beschwerden der Erkrankung nicht von selbst verbessern sollten, stehen verschiedene effektive Therapiemaßnahmen zur Verfügung, um die Neurodermitis unter Kontrolle zu bringen. Darüber hinaus kann eine Unterstützung zusätzlich dafür sorgen, dass die betroffenen Kinder ein weitgehend normales Leben führen können.

Weniger als die Hälfte der Patienten mit frühkindlicher Neurodermitis zeigt eine vollständige Abheilung der Erkrankung bis zum 7. Lebensjahr, und nur 60 Prozent erreichen eine Abheilung bis zum Erwachsenenalter.2Bei einigen Betroffenen besteht die Neurodermitis auch im Jugend- und Erwachsenenalter, was den chronischen Charakter der Erkrankung widerspiegelt.

Neurodermitis ist nicht gleich Neurodermitis – das Krankheitsbild unterscheidet sich von Kind zu Kind. Deshalb ist es zunächst wichtig, dass die Schwere der Erkrankung festgestellt wird. Auf dieser Basis wird die Behandlung individuell an die Bedürfnisse Eures Kindes angepasst. Heute stehen für Babys und Kinder anerkannte Arzneimittel zur Verfügung, die entweder äußerlich (topisch) oder innerlich (systemisch) angewandt werden und gute Erfolge erzielen können.

Basistherapie: Die tägliche Hautpflege

Eine Mutter trägt Creme auf die Wange ihrer Tochter auf.

Bei der Basistherapie kommen Produkte zum Einsatz, die keine medizinischen Wirkstoffe enthalten und äußerlich (topisch) angewendet werden, sogenannte Emollienzien. Das sind Salben, Cremes, Lotionen oder Badezusätze, die die Haut vor dem Austrocknen schützen, indem sie eine zusätzliche Barriere bilden, die Feuchtigkeit zurückhält. So lindern sie Beschwerden bei juckender, trockener Haut, verhindern einen Feuchtigkeitsverlust und können das Infektionsrisiko verringern.3,4

Diese grundlegende Hautpflege hilft dabei, dass sich die Symptome nicht verschlimmern, und sie kann neuen Krankheitsschüben entgegenwirken. Die Basispflege sollte sich immer am aktuellen Hautzustand orientieren, d. h. fette Salbengrund-lagen auf trockener Haut bzw. im Winter, Feuchtig-keitscremes bei leicht trockener, entzündeter oder nässender Haut bzw. im Sommer.3,4

Vorsicht ist bei Harnstoff geboten – er wird bei Säuglingen nicht empfohlen.

Illustration von zwei Sprechblasen.

Bei starkem Juckreiz und Entzündungen reicht die Basispflege allein oft nicht aus. Dann kommen wirkstoff­haltige Cremes oder Salben zum Einsatz.

Äußerliche (topische) Therapien mit wirkstoffhaltigen Präparaten

Bei der topischen Therapie werden Arzneimittel direkt an entzündeten Hautarealen aufgetragen. In der Regel handelt es sich um antientzündliche, juckreizstillende Cremes und Salben.

Dabei kommen in der Regel zwei Wirkstoffgruppen zum Einsatz:

  • Glukokortikoide (Kortison)
  • Calcineurin-Hemmer

Topische Glukokortikoide (Kortison)

Topische Glukokortikoide, besser bekannt als Kortison bzw. Cortison, sind eine Gruppe von Medikamenten, die in verschiedenen Formen erhältlich sind, z. B. als Cremes und Salben. Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken, sodass die Behandlung auf die Schwere der Neuro-dermitis zugeschnitten werden kann.3,4Bei der Wahl eines topischen Glukokortikoides sollten neben der Wirkstärke auch das Alter des Betroffenen, die Darreichungsform und die Körperfläche, auf die das Präparat aufgetragen werden soll, berücksichtigt werden.3

Gerade bei Baby- und Kinderhaut ist bei der Behandlung besondere Sorgfalt geboten, denn ihre Hautbarriere ist noch nicht vollständig ausgebildet.

Die häufigste Nebenwirkung bei einer äußerlichen Anwendung von Kortison ist ein leichtes Brennen beim Auftragen, das aber meist weniger wird, je mehr sich die Haut Eures Kindes an die Behandlung gewöhnt. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Hautverdünnung (Atrophie), Hautinfektionen oder Pigmentstörungen auf der Haut.4

Topische Glukokortikoide sollten abhängig von der Wirkstoffstärke nicht täglich und nicht auf sensiblen Hautarealen angewendet werden; bei kurzzeitiger richtiger Anwendung sind Nebenwirkungen selten. Für die Behandlung des Gesichts – insbesondere der Augenregion – oder anderer sensibler Hautareale sollten topische Glukokortikoide, wenn überhaupt, möglichst kurz, d. h. nur für wenige Tage, und ausschließlich schwach bis mittelstark wirksame Präparate verwendet werden.

Topische Calcineurin-Hemmer

An besonders empfindlichen Hautstellen wie im Gesicht und Genitalbereich sowie bei Kindern und als längerfristige Behandlungen können Salben bzw. Cremes mit Calcineurin- Hemmern aufgetragen werden.3,4 Sie haben ebenfalls eine antientzündliche Wirkung und gehören zur Gruppe der Immunsuppressiva, d. h. sie drosseln die Aktivität des Immunsystems.

Bei Kleinkindern können sie ab einem Alter von zwei Jahren angewendet werden. Sie eignen sich auch zur Behandlung von empfindlichen Hautstellen und können über einen längeren Zeitraum mit Unterbrechungen angewendet werden.3,4

Calcineurin-Hemmer sind im Allgemeinen relativ gut verträglich.4 Eine häufige Nebenwirkung ist ein kribbelndes oder brennendes Gefühl auf der Haut, das etwa eine Stunde andauern kann.5 Diese Nebenwirkung ist meist vorübergehend und tritt nach wenigen Tagen der Anwendung in der Regel nicht mehr auf. Starke Sonneneinstrahlung auf eingecremte Körperstellen sollte durch wirksamem UV-Schutz wie Sonnenschutzmittel oder geeignete Kleidung allerdings vermieden werden, da die Wirkstoffe die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen erhöhen.3

Innerliche (systemische) Therapie

Eine Ärztin und ein kleines Mädchen beim Handshake.

Wenn äußerliche Therapien allein die Neurodermitis- Symptome bei Eurem Kind nicht unter Kontrolle bringen und die Beschwerden seine Lebensqualität stark beeinträchtigen, wird Euer Dermatologe möglicherweise eine systemische (innere) Therapie vorschlagen. Die Forschung entwickelt sich stetig weiter und es gibt seit einigen Jahren moderne systemische Therapien, die bereits für Babys ab 6 Monaten zugelassen sind. Diese haben ein etabliertes Sicherheitsprofil.

Moderne systemische Therapien

Zu den modernen Therapiemöglichkeiten, die auch langfristig bei Kindern bereits ab 6 Monaten eingesetzt werden können, zählen sogenannte Biologika. JAK-Inhibitoren können abhängig vom Präparat ab 2 oder 12 Jahren eingesetzt werden (Stand November 2025).

Systemische Therapien werden innerlich angewendet. Einige erfolgen durch subkutane Spritzen unter die Haut, andere durch die Einnahme von Tabletten. Die Wirkstoffe in den Medikamenten verteilen sich dann über den Blutkreislauf im Körper – also im ganzen System. So gelangen sie an den Ort, an dem sie wirken sollen.

Diese Therapieformen greifen gezielt in die Mechanismen der Erkrankung ein. Man unterscheidet dabei klassische Behandlungsformen von modernen Therapieansätzen.

Was sind Biologika?

Eine Ärztin spricht mit einem kleinen Jungen im Behandlungsraum.

Biologika zählen zu den modernen Therapieformen und wirken gezielt gegen die Entzündungsprozesse, die den Neurodermitis-Symptomen zugrunde liegen. So können sie helfen, Entzündungen langfristig einzudämmen, den Juckreiz zu lindern und das Hautbild zu verbessern. Sie können entweder allein oder in Kombination mit topischen Therapien (Cremes oder Salben) eingesetzt werden.3,4 Je nach Präparat und Schwere der Erkrankung sind Biologika zur Behandlung der Neurodermitis ab 6 Monaten oder 12 Jahren zugelassen (Stand November 2025).4

Wie alle Medikamente können auch Biologika unterschiedliche Nebenwirkungen haben, wie z. B. Reaktionen an der Einstichstelle, erkältungsähnliche Beschwerden, Kopfschmerzen oder Bindehautentzündungen.3,4

Unser tipp

Besprecht mit Eurem Dermatologen, welche Medikamente für Kinder zugelassen sind, und fragt gezielt nach neuen Therapieoptionen.

Illustration einer Hand, die ein Herz hält

Eine besondere Art der Biologika - Monoklonale Antikörper

Bei den Biologika, die derzeit bei atopischer Dermatitis eingesetzt werden, handelt es sich um sogenannte monoklonale Antikörper. Das sind künstlich hergestellte Eiweiße, die gezielt in körpereigene Mechanismen eingreifen und so das weitere Fortschreiten krankhafter Vorgänge im Körper verhindern können.

Die effektive Wirkung von monoklonalen Antikörpern beruht auf ihrer Genauigkeit: Sobald sie sich im Körper befinden, begeben sie sich auf die Suche nach ihrem Ziel. Meist handelt es sich dabei um einen Botenstoff oder dessen Andockstelle auf einer Zelle – den sogenannten Rezeptor. Findet der Antikörper sein Ziel, hält er sich daran fest und blockiert seine Funktion. Das bedeutet konkret: Bindet der Antikörper an ein Entzündungsmolekül – Botenstoff oder Rezeptor – ,kann dieses seine Wirkung im Entzündungsgeschehen nicht mehr entfalten. Monoklonale Antikörper sind also in der Lage, sehr gezielt in die Entzündungsprozesse der Neurodermitis einzugreifen. Auch das Risiko von Nebenwirkungen kann aufgrund der spezifischen Wirkweise gesenkt werden.

Da Antikörper Eiweißstoffe sind und Eiweiße im Magen verdaut werden, können sie nicht in Tablettenform eingenommen werden, sondern werden unter die Haut gespritzt. Das nennt man dann eine subkutane Injektion.3,4 Durch diese Darreichungsform werden die empfindlichen Wirkstoffe nicht im Magen abgebaut, sondern können direkt im Körper an den Ort der Entzündung gelangen.

Eine Ärztin spricht mit einem kleinen Jungen im Behandlungsraum.

Sollte Euer Kind ein Biologikum bekommen, erhaltet Ihr von Eurem Dermatologen Unterstützung und ein Training für die Injektion des Medikaments, um diese, falls gewünscht, auch zu Hause durchführen zu können.

Was sind JAK-Inhibitoren?

JAK-Inhibitoren sind sogenannte "kleine Moleküle" und gehören neben den Biologika zu den modernen, wirksamen und zielgerichteten Therapien. Sie greifen an einer späteren Stelle des Entzündungsprozesses ein als Biologika. Im Gegensatz zu diesen hemmen sie ein spezifisches Enzym, das u. a. beim Entzündungsgeschehen der Hautveränderungen eine Rolle spielt, und verhindern, dass das Entzündungssignal in die Zelle weitergeleitet wird.3,4Biologika verhindern hingegen, dass das Signal überhaupt entsteht. JAK-Inhibitoren können helfen, Neurodermitis-Symptome wie Juckreiz und Ekzeme zu lindern.3,4

Sie werden in der Regel als Tabletten eingenommen. Es gibt verschiedene Präparate, die unterschiedliche Nebenwirkungen haben können.3 Da JAK-Inhibitoren auch auf Blutzellen wirken, müssen Voruntersuchungen und regelmäßige Laborkontrollen, u. a. von Blut- und Leberwerten durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Behandlung keine Probleme verursacht. Bei bestimmten Erkrankten sollten JAK-Inhibitoren nur angewendet werden, wenn keine geeigneteren Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen. Hierzu zählen Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Vorgeschichte oder anderen Risikofaktoren für solche Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Rauchen, ehemaliges Langzeitrauchen) sowie Menschen mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen (z. B. aktuelle oder zurückliegende Krebserkrankung).3,4

Abhängig vom Präparat sind JAK-Inhibitoren zur Behandlung der Neurodermitis ab 2 oder 12 Jahren zugelassen (Stand November 2025).4

Klassische systemische Therapien

Bis vor einigen Jahren wurden bei einer systemischen Therapie vor allem Immunsuppressiva wie Kortison (Glukokortikoide) und Ciclosporin eingesetzt. Anders als moderne Systemtherapien unterdrücken Immunsuppressiva unspezifischer und breiter das Immunsystem. Deshalb sollten diese Präparate nur kurz angewendet werden.3,4

Gut zu wissen

Zulassung von Ciclosporin

Ciclosporin ist für die Behandlung von Kindern unter 16 Jahren nicht zugelassen.

Illustration eines Buches zur Hervorhebung wichtiger Neurodermitis-Fakten.

Bei akuten Schüben kann der behandelnde Arzt bei Erwachsenen sogenannte Glukokortikosteroide, umgangs-sprachlich auch Kortison genannt, zur innerlichen Anwendung in Tablettenform verschreiben. Diese Kortisonpräparate sollten als Kurzzeitbehandlung nicht länger als 3 Wochen angewendet werden und bei Kindern und Jugendlichen nur in Ausnahmefällen. Sie wirken entzündungshemmend und schnell, sind jedoch bei längerer Anwendung mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden – insbesondere bei höherer Dosierung.3,4

Gut zu wissen

Absetzen von Kortison

Falls doch einmal eine längere systemische Behandlung mit Kortison (Glukokortikoide) notwendig war, dürfen die Präparate nicht abrupt abgesetzt werden, sonst droht ein sogenannter Rebound-Effekt, bei dem Symptome verstärkt wieder auftreten können. Sprecht Euch deshalb immer mit Eurem Dermatologen ab.3,4

Illustration eines Buches zur Hervorhebung wichtiger Neurodermitis-Fakten.

Fazit

Mit Neurodermitis zu leben, erfordert Kraft, denn der Alltag mit einer chronischen Erkrankung kann die ganze Familie belasten. Moderne Therapien können Euch bei der Krankheitsbewältigung jedoch unterstützen und betroffenen Kindern ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Sprecht mit einem Dermatologen, welche Behandlung für Euer Kind geeignet ist und welche ergänzenden Maßnahmen eventuell sinnvoll sind. Denkt auch daran, dass sich die Neurodermitis verändern kann. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob die Therapie noch optimal auf die Bedürfnisse Eures Kindes abgestimmt ist.

Weitere Erfahrungen und hilfreiche Tipps dazu, wie Eltern von Kindern mit Neurodermitis mit den alltäglichen Herausforderungen umgehen können und was ihnen dabei Unterstützung bietet, liest Du in Lisas Blogbeitrag.

Illustration einer Hautärztin mit Stethoskop um den Hals.

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1 Silverberg Jl et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2021; 126(4): 417–428.e.

2 Pyun BY. Allergy Asthma Immunol Res 2015 Mar;7(2):101-5.

3 Werfel T et al. S3-Leitlinie, Atopische Dermatitis, 2023, AWMF-Registernummer: 013–027, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013–027,
letzter Zugriff: Oktober 2025

4 Kurzen H et al. Atopische Dermatitis – Ein praxisnaher Behandlungspfad (2025), https://onkoderm.de/wp-content/uploads/2025/04/onk_AG_AD_Beilage_DD_023_ONLINE.pdf, letzter Zugriff: Oktober 2025.

5 Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–68.

MAT-DE-2305563-2.0-11/2025