Viele Patienten mit Neurodermitis berichten über psychische
Belastungen
durch die Erkrankung, wie zum Beispiel Einschränkungen im Sozialleben. Diese
entstehen
etwa
wenn die Betroffenen an bestimmten Aktivitäten nicht, oder nur eingeschränkt,
teilnehmen können. Dabei gilt generell: Je schwerer der Krankheitsgrad, desto
größer ist meistens die psychische Belastung.
Neben dem Schweregrad der Neurodermitis haben aber auch viele andere Faktoren Einfluss
auf
das
psychische Wohlempfinden.
So kann zum Beispiel die Verlaufsform eine große Bedeutung für die Patienten
haben.
Ist die Krankheit durchgehend auf einem ähnlichen Niveau oder wechseln sich Phasen
mit
stärkerer und schwächerer Krankheitsintensität ab? Treten die
Hausschläge an
gut sichtbaren Stellen auf oder lassen sie sich verdecken?
Eine weitere große Rolle spielt die psychische Stabilität der Betroffenen.
Dazu
gehört zum Beispiel die Fähigkeit, mit Stress umzugehen oder das
Selbstwertgefühl. Auch Gefühle, die mit der Erkrankung zusammenhängen,
spielen
eine Rolle. Zum Beispiel Scham oder Verzweiflung. Wichtig kann auch das soziale Umfeld
des
Patienten sein. Dazu zählen die Stabilität persönlicher Beziehungen
ebenso
wie
die Rücksichtnahme durch Freunde, Partner oder Kollegen.
Was besonders wichtig ist: Das psychische Wohlbefinden der Betroffenen hat auch eine
Auswirkung
auf die Erkrankung selbst. Vor allem Stress scheint das Ausmaß der Neurodermitis
deutlich
zu beeinflussen.
Nicht alle Betroffenen reagieren dabei identisch: Bei einigen verschlechtert sich die
Haut
beispielsweise in sehr schwierigen Lebensphasen. Andere dagegen haben in solchen
Situationen
ein
gutes Hautbild. Dafür wird die Haut dann nicht selten in der darauffolgenden Zeit
schlechter – ähnlich wie bei einer Erkältung, die ja auch oft erst dann
richtig
ausbricht, wenn Stress und Anspannung vorbei sind.
Was aber kann man tun, um diese Faktoren zu umgehen, damit die Neurodermitis
möglichst
gar
nicht erst ausbricht oder zumindest einen milderen Verlauf nimmt?
Dazu steht eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Verfügung. Diese können die
Betroffenen dabei unterstützen, mit ihrer Erkrankung gelassener und möglichst
positiv
umzugehen.
Für den Stressabbau sind Entspannungsübungen besonders geeignet. Durch die
Senkung
des
Stresspegels bessert sich nämlich häufig auch die Haut: Sie juckt weniger und
das
Hautbild bessert sich. Auch regelmäßige Pausen, etwa bei der Arbeit, und eine
gute
Selbstorganisation können helfen, Stress im Alltag zu reduzieren.
Kinder mit Neurodermitis können altersabhängig ebenfalls von
Entspannungstechniken
profitieren. Auch sie stehen häufig schon unter Stress und Anspannung. Bei ihnen
ist es
außerdem wichtig, dass der Tag einen geregelten Ablauf mit ausreichenden
Ruhephasen
hat.
Bei Jugendlichen, die sich durch die Krankheit weniger attraktiv fühlen, kann ein
Training
des Selbstbewusstseins helfen.
Für Neurodermitis-Patienten gibt es auch Patientenschulungen, bei denen viel Zeit
für
Fragen bleibt, auch für solche zu psychischen Belastungen. Besonders zu
erwähnen
sind
hier Schulungen nach dem Konzept der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung
e.V.–
kurz
AGNES. Sie werden für die Eltern erkrankter Kinder aber auch für betroffene
Kinder
und
Jugendliche selbst angeboten. Dass Schulungen auch bei erwachsenen Patienten positive
Auswirkungen auf Wohlbefinden und Sozialleben haben, konnte die sogenannte
Arbeitsgemeinschaft
Neurodermitis-Schulung für Erwachsene – kurz ARNE – in einer Studie
nachweisen.
Auch eine psychologische Einzelbehandlung kann unterstützen: Selbst wenn sie nicht
direkt
mit der Neurodermitis in Zusammenhang steht, bessert sich dadurch in einigen Fällen
das
Hautbild.
Auch wenn Neurodermitis eine immunologische Erkrankung ist und Stress eine deutlich
kleinere
Rolle als Auslöser spielt: Einige Patienten spüren durch die Reaktionen der
Haut,
wo
ihre Belastungsgrenze liegt und ob sie an ihrem Verhalten etwas ändern sollten. Die
Reaktionen der Haut werden dadurch zu einer Art „Warnsystem“, das viele
Betroffene
positiv für sich nutzen.
Was bei all diesen Maßnahmen entscheidend ist: Der Betroffene sollte selbst aktiv
werden,
um die für ihn und seine individuelle Situation richtige Unterstützung zu
erhalten.
Diese Strategien können unterstützend durch schlechte Krankheitsphasen helfen,
sind
jedoch keine Strategien, die Krankheit an sich zu behandeln.