NEURODERMITIS BEI
JUGENDLICHEN

Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen ist eine besondere Phase im Leben. Jugendliche übernehmen mehr und mehr Verantwortung und treffen eigene Entscheidungen. Das gilt auch für junge Menschen mit Neurodermitis. Sie wollen sich abgrenzen und brauchen doch immer wieder Unterstützung. Fundiertes Wissen und Verständnis für die Anliegen betroffener Teenager können die ganze Familie beim Umgang mit der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit unterstützen.

Eine Gruppe von Jugendlichen springt in einen See

Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen ist eine besondere Phase im Leben. Jugendliche übernehmen mehr und mehr Verantwortung und treffen eigene Entscheidungen. Das gilt auch für junge Menschen mit Neurodermitis. Sie wollen sich abgrenzen und brauchen doch immer wieder Unterstützung. Fundiertes Wissen und Verständnis für die Anliegen betroffener Teenager können die ganze Familie beim Umgang mit der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit unterstützen.

Themenübersicht

Wenn Kinder mit Neurodermitis erwachsen werden, ist oft ein Wechsel von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin erforderlich. Dann ist es gut, wenn betroffene Teenager bereits mit den medizinischen Zusammenhängen ihrer Erkrankung vertraut sind und einen selbstbewussten Umgang damit gefunden haben.

Das Basiswissen über Neurodermitis hat Euer Kind wahrscheinlich schon, denn es kommt selten vor, dass Neurodermitis bei Jugendlichen erstmals auftritt. Doch jede Lebensphase bringt neue Herausforderungen mit sich. Bleibt im Austausch, auch wenn sich Euer Kind langsam auf eigene Füße stellt, könnt Ihr weiterhin da sein, ihm Mut machen und Kraft geben.

Wie sieht Neurodermitis bei Jugendlichen aus?

Die typischen Symptome der Neurodermitis unterscheiden sich bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Grunde nicht. Dazu gehören entzündete, teilweise blutende Hautstellen (Ekzeme) und starker Juckreiz. Auch Hautrötungen (Erytheme), Hautverdickungen (Lichenifikationen), feine Hauteinrisse und trockene Haut sind typisch für Neurodermitis, genauso wie trockene Haut. Die Ausprägung der Symptome und die subjektive Beeinträchtigung unterscheiden sich allerdings von Mensch zu Mensch und das Krankheitsbild kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern.

Von Neurodermitis betroffene Stellen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen treten die Hautveränderungen vornehmlich an Hals und Augenlidern sowie an Ellenbeugen und in Kniekehlen auf. Auch Ekzeme an Händen und Füßen sind nicht selten.

Typisch für Neurodermitis ist, dass sie sich in Zeiten großer Hormonumstellungen verändert – beispielsweise in der Pubertät.

Kann Neurodermitis in der Pubertät verschwinden?

Neurodermitis-Schübe klingen bei vielen Jugendlichen mit der Pubertät ab oder werden mit zunehmendem Alter seltener und schwächer. Die Haut bleibt allerdings empfindlich, trocken und pflegeintensiv. Auch eine erhöhte Ekzembereitschaft und die zugrundeliegende Neigung zu einer Überreaktion des Immunsystems bleiben bestehen und es kann vorkommen, dass die typischen Hautveränderungen später wieder auftauchen.

Was tun bei Neurodermitis bei Jugendlichen?

Eine Frau guckt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine Ärztin verschwommen zu erkennen, die die Frau anlächelt.

Leben heißt Veränderung und die Bedürfnisse Eures Kindes sind mit 6 anders als mit 16 Jahren. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr regelmäßig mit dem Arzt Eures Kindes über Veränderungen und Bedürfnisse sprecht und auch gemeinsam überprüft, ob die aktuellen Therapiemaßnahmen die Erkrankung ausreichend kontrollieren. So kann die Behandlung bei Bedarf angepasst werden.

Illustration eines Neurodermitis-Patienten mit juckenden Hautstellen.

WIE SEHR HABT IHR
DIE NEURODERMITIS
UNTER KONTROLLE?

Die Basispflege – ein fester Bestandteil im Alltag

Frau, die sich die Hände eincremt

Eine konsequente Hautpflege ist in jedem Alter unerlässlich, auch in Phasen, in denen die Haut gesund wirkt. Die Basistherapie kann dabei helfen, dass Symptome sich nicht verschlimmern, und sie kann neuen Krankheitsschüben entgegenwirken. Die Hautpflege sollte sich immer am aktuellen Zustand der Haut orientieren, d. h. fette Salbengrundlagen auf trockener Haut, Feuchtigkeitscremes bei leicht trockener Haut bzw. bei entzündeter oder nässender Haut.

Weitere Informationen zur Basispflege kannst du hier nachlesen.

Je älter und eigenständiger Euer Kind wird, umso selbstständiger wird es auch bei der Basispflege. Jetzt heißt es darauf vertrauen, dass Euer Kind sich selbstverantwortlich um die eigene Gesundheit kümmert. Es schadet jedoch sicher nicht, ein Auge darauf zu haben, dass es diese grundlegende Therapie auch wirklich konsequent durchführt. Eine ausgewogene Balance zwischen Beobachtung, Unterstützung, Erinnern und Vertrauen ist jetzt besonders wichtig, damit Euer Kind lernt seine Therapie mehr und mehr in die eigenen Hände zu nehmen.

Wie wird Neurodermitis bei Jugendlichen medikamentös behandelt?

Gegen starken Juckreiz und Entzündungen helfen oft nur Medikamente. Nicht alle Medikamente, die bei Erwachsenen eingesetzt werden, sind für Heranwachsende zugelassen. Die Forschung entwickelt sich aber stetig weiter und inzwischen stehen einige anerkannte Arzneimittel für Jugendliche und Kleinkinder zur Verfügung, die entweder äußerlich (topisch) oder innerlich (systemisch) angewandt werden und gute Erfolge erzielen können.

Ein jugendliches Mädchen flüstert einem anderen etwas ins Ohr.

Behandlung von Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen

Ausführliche Informationen zur medikamentösen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen könnt Ihr hier nachlesen.

Wann zu welchem Arzt?

Neurodermitis ist nicht gleich Neurodermitis und das Krankheitsbild kann sich von Patient zu Patient deutlich unterscheiden. Das Spektrum reicht von milden, symptomarmen Formen bis hin zu schweren Verlaufsformen, bei denen eine intensive Therapie notwendig ist. Bei Jugendlichen mit schwerer Neurodermitis kann es sinnvoll sein, einen Dermatologen aufzusuchen, statt die Behandlung von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin betreuen zu lassen.

Tipps für das Arztgespräch

Jugendlichen fällt es nicht immer leicht, sich auf ihre Gesundheit zu fokussieren oder Arzttermine einzuhalten. Dennoch möchte Euer Kind wahrscheinlich irgendwann allein zu seinem Arzttermin gehen. In der Erwachsenenmedizin ist oft weniger Zeit für Fragen und es wird viel Selbstständigkeit von den jungen Patienten verlangt. Erste selbstständige Besuche könnt Ihr deshalb gemeinsam vorbereiten.

    Macht gemeinsam vor dem Gespräch Notizen: Schreibt alle Fragen auf, die auftauchen. Alle Fragen sind erlaubt und gleichermaßen wichtig.

    Auch Einleitungssätze können hilfreich sein, um auf ein Thema zu kommen. Vor allem wenn Euer Kind Themen ansprechen möchte, die ihm vielleicht peinlich oder unangenehm sind, können solche „Konversationsstarter“ helfen.

    Aufzeichnungen, wie ein Neurodermitis-Tagebuch, sollte Euer Kind mitnehmen, um es im Arztgespräch durchzugehen.

    Ermutigt Euer Kind, nachzufragen, wenn es eine Antwort nicht verstanden hat.

Illustration einer Lupe, die Neurodermitis-Symptome untersucht.

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Gut zu wissen

Wissen mit Wirkung - Neurodermitis-Schulungen

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis können spezielle Schulungen den selbstbestimmten Umgang mit der Erkrankung fördern. Ein besseres Verständnis der Zusammenhänge kann dabei helfen, den Verlauf der Neurodermitis positiv zu beeinflussen. Je mehr betroffene Jugendliche und ihre Eltern über medizinische Hintergründe, Strategien zur Juckreizlinderung und zum Umgang mit psychosozialen Belastungen wissen, desto leichter fällt es ihnen in der Regel, das Leben mit der Erkrankung aktiv zu gestalten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen meist die Kosten der Schulungen für Eltern und Kind. Erkundigt Euch!

Illustration eines Buches zur Hervorhebung wichtiger Neurodermitis-Fakten.

Alltag mit Neurodermitis – eine besondere Herausforderung für Jugendliche

Ein Jugendlicher sitzt etwas verzweifelt im Unterricht und greift sich an den Kopf.

Der Alltag mit Neurodermitis steckt voller Höhen und Tiefen. Der ständige Juckreiz lässt Betroffene manchmal förmlich aus der Haut fahren, die Schlafstörungen behindern Leistungsfähigkeit und Konzentration und sichtbare Ekzeme belasten den Umgang mit anderen, und das alles in der ohnehin schon turbulenten Zeit des Erwachsenwerdens. Aufwachsen mit Neurodermitis kann ganz schön herausfordernd sein. Wir haben einige Themen zusammengestellt, die für Jugendliche mit Neurodermitis oft eine Rolle spielen.

Neurodermitis in der Schule

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Bei Neurodermitis macht der Juckreiz nur selten eine Pause und quält Betroffene auch nachts. Viele Jugendliche kratzen sich dann unbewusst und das permanente Jucken macht einen erholsamen Schlaf fast unmöglich. Das führt nicht selten zu Konzentrations- und Leistungseinbußen am Tag. Jugendliche mit Neurodermitis können deshalb im Unterricht oft nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen. Sie sind auch manchmal gereizt und unausgeglichen; damit ecken sie auch manchmal an. Es kann auch passieren, dass Euer Kind wegen seiner Erkrankung vermehrt Fehltage hat. Die folgenden Tipps können helfen, verpassten Lernstoff nachzuarbeiten und den Anschluss nicht zu verlieren.

    Bittet Lehrer Euch Übungen und Aufgaben zu geben, die Ihr zu Hause bearbeiten könnt.

    Auch Mitschüler können Euch Hausaufgaben und Mitschriften vorbeibringen und diese mit Eurem Kind durchgehen.

    Nach einer langen Fehlzeit kann der zuständige Vertrauenslehrer Eurem Kind helfen, wieder in den Schulalltag zurückzufinden.

    Manchmal kann auch Nachhilfeunterricht hilfreich sein oder Lerngruppen mit Mitschülern.

Bezieht die Lehrer in der Schule mit ein und informiert sie über die Herausforderung der Neurodermitis. Auch Freunde und Mitschüler können jetzt eine Unterstützung sein. Erklärt ihnen, wie die Krankheit verläuft und welche Auslöser es gibt. Wenn Euer Kind selbst mit den Lehrern oder Mitschülern sprechen möchte, könnt Ihr es bei der Vorbereitung der Gespräche unterstützen. Manchmal kann es allerdings sinnvoll sein, von alldem nichts zu tun und Euer Kind selbst machen zu lassen. Ein Patentrezept, was für Euer Kind am besten ist, gibt es nicht. Im Zweifel solltet Ihr mit Eurem Kind sprechen und einfach nachfragen, welche Unterstützung es sich wünscht und was es lieber allein angeht.

Meist hilft es jedoch, wenn das Umfeld gut informiert ist. Dann können alle verständnisvoller mit der Erkrankung Eures Kindes umgehen.

Jugendliche mit Neurodermitis und Mobbing

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Euer Kind wird eventuell wegen der sichtbaren Symptome der Neurodermitis gemobbt. So etwas sollte nie ignoriert werden. Je besser Euer Kind über seine Erkrankung Bescheid weiß, desto erfolgreicher kann es sich meist gegen Mobbing wehren. Sprecht mit ihm darüber, dass die Krankheit nicht ansteckend ist und dass viele Menschen Neurodermitis haben.

Es ist wichtig, dass Euer Kind erkennt, dass es nicht seine Schuld ist, wenn es von anderen gemobbt wird, und dass es das nicht hinnehmen muss. Erklärt auch, dass es nicht allein da durch muss. Überlegt Euch, andere Vertrauenspersonen zu informieren – zum Beispiel einen Lehrer oder einen Trainer.

Gebt Eurem Kind Zeit und Gelegenheit, von sich aus über Probleme und Ängste zu sprechen. Fällt es ihm schwer, seine Gefühle mitzuteilen, und reagiert es nicht gut auf direkte Fragen? Dann ist es vielleicht besser, ihm ganz allgemeine Fragen über seinen Tag zu stellen und zu beobachten, ob sich sein Verhalten ändert.

Spieglein, Spieglein – Aussehen und Image

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In der Pubertät kann schon ein Pickel zur Katastrophe werden. Aussehen und Image sind jetzt besonders wichtig. Viele junge Patienten mit Neurodermitis gehen sozialen Kontakten deshalb aus dem Weg – aus Angst, darauf angesprochen, abgelehnt oder gar ausgelacht zu werden. Die Neurodermitis kratzt nicht selten auch am Selbstbewusstsein Eures Kindes und die psychische Belastung kann enorm sein.

Sollte sie überhandnehmen, kann professionelle Unterstützung sinnvoll sein. Sie hilft Eurem Kind, eine seelische „Rüstung” aufzubauen, damit es innere Stärke und Stabilität entwickeln kann. Externe Unterstützung kann für Euer Miteinander eine große Hilfe sein. Da Jugendliche unterschiedlich mit der Erkrankung und ihren Begleiterscheinungen umgehen, kann es notwendig sein, verschiedene Maßnahmen auszuprobieren, um herauszufinden, was Eurem Kind am besten hilft.

Das geht unter die Haut – Nähe und Intimität

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In der Pubertät bauen Jugendliche wichtige Beziehungen mit Menschen auf, die nicht zur Familie gehören, und der Freundeskreis spielt eine große Rolle. Jugendliche mit Neurodermitis haben es dabei oft schwer. Aus Scham und wegen der Reaktion ihres Umfeldes entwickeln sie nicht selten Berührungsängste und versuchen, ihre Haut zu verstecken. Nähe und Intimität sind meist schwierige Themen. Hier kann Euer Kind vor allem von Menschen unterstützt werden, die in einer ähnlichen Situation sind.

Weitere Unterstützung und Austausch in einer Community

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Es ist wichtig, dass Ihr Eurem Kind zeigt, dass es nicht allein ist und dass es Gleichaltrige findet, die eine ähnliche Situation teilen. Selbsthilfegruppen können ein guter Weg sein, um mit Menschen zusammenzukommen, die mit den gleichen Problemen kämpfen.

Auch das Internet und die sozialen Medien können Eurem Kind Zugang zu einer seriösen und informativen Betroffenen-Community bieten. Dabei solltet Ihr allerdings beachten, dass es die digitalen Medien nicht als Zuflucht nutzt, um realen Kontakten aus dem Weg zu gehen.

Auf unserem Instagram-Kanal findet Ihr regelmäßig hilfreiche Tipps und könnt Euch mit anderen Betroffenen austauschen.

Fazit

Wenn Kinder langsam zu Erwachsenen werden, entwickeln sie ein Gefühl dafür, wer sie sind und was sie vom Leben erwarten. Diese Lebensphase steckt voller Höhen und Tiefen und fordert die ganze Familie heraus. Für Jugendliche mit Neurodermitis kommen krankheitsbedingte Herausforderungen hinzu, denn die entzündliche Hauterkrankung geht neben körperlichen auch mit seelischen Belastungen einher. Lasst Euch von Eurem Dermatologen beraten, um gemeinsam einen Weg zu finden, wie die Neurodermitis Eures Kindes am besten kontrolliert werden kann, damit es sein Leben so unbeschwert wie möglich genießen kann.

Illustration eines Standort-Pins für den Ärztefinder.

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