Neurodermitis kann ganz schön fies sein. Sie beschränkt uns in unserem Alltag und kostet uns den letzten Nerv, wenn sie uns nachts nicht schlafen lässt. Sie juckt uns auf der Arbeit, beim Kuscheln mit dem Partner, unter der Dusche und wenn wir uns konzentrieren wollen. Neurodermitis kann dafür sorgen, dass wir uns unwohl fühlen, wenn wir uns im Spiegel sehen und raubt uns unser Selbstwertgefühl. Sie ist immer da – ob wir wollen oder nicht.
All das sind Facetten unserer Erkrankung. Laut dieser Beschreibung klingt sie ziemlich schrecklich und unangenehm. Auch ich habe die Erkrankung lange aus diesem Blickwinkel betrachtet und mir immer wieder vor Augen gehalten, wie schrecklich das alles ist. Was soll denn schon gut an einer chronischen Erkrankung sein? Da gibt es nun mal nichts Positives – oder vielleicht doch?
Die Antwort lautet: JA! Wie alle Dinge, hat auch die Neurodermitis ihre positiven Seiten – zumindest für mich. Welche Lehren ich bisher aus meiner Erkrankung ziehen durfte, möchte ich euch in diesem Beitrag erzählen.
Meine erste große Erfahrung, die ich mit der Neurodermitis machen durfte: Nicht alles, wofür du dich im Leben entscheidest, ist auch ein Leben lang gut für dich. So war es zumindest bei mir. Ich habe mir nach meinem Abitur ein Studium ausgesucht, das mir zu Beginn großen Spaß gemacht hat. Ich war motiviert und ehrgeizig. Auf schlechte Noten wollte ich mich nicht einlassen und so kam es, dass ich mich mehr und mehr hineinsteigerte und vergaß, warum ich das Studium eigentlich begonnen hatte. Ich war erfolgreich, hatte gute Noten und bereits nach meinem ersten Semester wurde mir ein toller Job in einer großen Firma angeboten.
Alles schien perfekt zu sein. Nach außen wirkte es, als hätte ich alles erreicht, was man in meinem Alter erreichen konnte. Doch der Schein war trügerisch. Ohne es zu merken, wurde ich immer unglücklicher. Vor Prüfungen hingen meine Nerven am seidenen Faden. Ich kapselte mich ab, hatte katastrophale Neurodermitis-Schübe und brachte keinen Bissen mehr runter. War das das Beste, was man mit 20 erreichen konnte?
Nein! So konnte das nicht weitergehen. Darum entschied ich mich dazu mein Leben radikal umzukrempeln. Ich habe das Studium pausiert, um von all dem Prüfungsstress und Leistungsdruck Abstand zu gewinnen. Auch den Job in der großen Firma habe ich gekündigt. Mein Hauptstudienfach ist heute Diätologie – darin habe ich mein absolutes Traumstudium gefunden.
Manchmal biegt man im Leben falsch ab. Das gehört dazu und ist vollkommen normal. Wichtig ist nur, dass man sich danach immer wieder darauf einlässt, das Kapitel hinter sich zu lassen und sich auf neue Wege zu begeben.
Durch den enormen Schlafmangel wurde meine Haut natürlich immer schlechter. Zusätzlich verschlechterte sich meine Stimmung, was mich zum damaligen Zeitpunkt nicht gerade zur angenehmsten Wegbegleiterin machte. Zum Glück hatte ich damals meinen Freund. Dieser bewegte mich schlussendlich auch dazu endlich damit aufzuhören in Selbstmitleid zu versinken und stattdessen nach einer Lösung für mein eigentliches Schlafproblem zu suchen – ich musste ein Mittel gegen den Juckreiz finden.
Große Veränderungen kosten immer viel Kraft. So war es auch bei mir, als ich mein Erststudium pausiert habe. Oft habe ich mich gefragt, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, einen Teil meines alten Lebens hinter mir zu lassen, um mich für das Diätologie-Studium zu bewerben.
In meinem Umfeld konnten nur wenige Personen meine Entscheidung nachvollziehen. Das verunsicherte mich stark. Trotzdem gab es einige Menschen, die absolut hinter mir standen – vor allem meine Eltern und mein Freund unterstützten mich bei meiner Entscheidung.
Dennoch wurden immer wieder Gedanken in mir laut, dass es falsch war den sicheren Weg zu verlassen und mich in die Ungewissheit zu stürzen. Die Gedanken begleiteten mich lange, doch umso weiter der Weg mich führte, umso leiser wurden sie, bis sie schlussendlich ganz verstummten. Mein Bauchgefühl hat mir von Anfang an gesagt, dass es die richtige Entscheidung war. Zum Glück habe ich mich davon nicht abbringen lassen und den Weg weiterverfolgt.
Das ist eine weitere wichtige Lektion, die mich die Neurodermitis gelehrt hat. Vor allem am Anfang meines ersten großen Schubes (ich war damals 19) habe ich mich oft minderwertig gefühlt, weil meine Krankheit im Gesicht immer sichtbar für andere war. Jeder der Neurodermitis hat, weiß auch, dass man diese Hautkrankheit nicht einfach mit ein bisschen Make-up verstecken kann – im Gegenteil: damit werden die Hautschuppen sogar noch stärker betont.
So kam es, dass mein Selbstwertgefühl nach und nach schrumpfte. Ich fühlte mich unattraktiv und hasste es, mich im Spiegel zu sehen. Andauernd verglich ich mich mit anderen Frauen und beneidete sie um ihre Haut. Das belastete mich.
Irgendwann begann jedoch die Akzeptanz einzusetzen. Jeder Mensch hat sein individuelles Päckchen zu tragen und meines war nun mal meine Neurodermitis. Die Hautschuppen im Gesicht machen keinen besseren oder schlechteren Menschen aus mir – sie machen mich einzigartig.
Der Neurodermitis verdanke ich heute, dass ich viel selbstbewusster bin, als ich es noch vor vier Jahren war. Es hilft enorm die Krankheit als Herausforderung zu sehen – wenn wir sie meistern, gehen wir stärker denn je daraus hervor!
Die wichtigste Lehre aus meiner Erkrankung? Dein Fokus bestimmt, wo deine Energie hinfließt. Zu Beginn habe ich mich sehr stark auf meine Symptome konzentriert. Ich habe oft darüber nachgedacht, in welchen Bereichen mir die Erkrankung Freiheit raubt, die ich davor hatte. Das war der größte Fehler, den ich machen konnte…
Ich begann meinen Fokus auf die Heilung und nicht auf die Symptome zu legen und dachte den ganzen Tag darüber nach, wie es mir wohl gehen würde, wenn ich meine Symptome wieder im Griff habe. Das Visualisieren meines Ziels, brachte mich meinem Traum Tag für Tag näher.
Heute habe ich mein Ziel erreicht! Ich bin nicht symptomlos, und ich bin auch nicht geheilt, aber ich lebe mit meiner Erkrankung und kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es mich auch mal ohne die Neurodermitis gegeben hat. Die Krankheit hat mich zu dem gemacht was ich heute bin und zeigt mir jeden Tag aufs Neue was mich unglücklich macht, wenn ich mal wieder viel zu beschäftigt bin es selbst zu merken. Wir sind ein Team.
Neurodermitis kann für Betroffene und Angehörige eine große Herausforderung sein. Zögere daher nicht, Deine/n Dermatolog/-in oder das Behandlungsteam anzusprechen.
Hast Du akut Fragen zu Therapieoptionen oder benötigst Tipps für den Alltag mit Neurodermitis, stehen Dir unsere medizinisch ausgebildeten Ansprechpartnerinnen Karin, Anna und Petra beratend zur Verfügung. Dieser Service ist für Dich kostenfrei.
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) unterstützt Dich dabei, einen Hautarzt in Deiner Nähe zu finden.
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