Eine Erkrankung, die weit über die Haut hinausgeht – Mangel in der Behandlung von Neurodermitis
Neurodermitis – medizinisch als atopische Dermatitis bezeichnet – ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die oft als „Hautproblem“ abgetan wird. Doch die DAAB-Umfrage unter 500 Betroffenen zeigt: Die Realität ist weitaus komplexer. Neben Juckreiz, Ekzemen und Schmerzen leiden viele auch unter psychischen Belastungen, sozialer Isolation und Einschränkungen im Beruf. Dazu kommen bei vielen Betroffenen auch noch atopische Begleiterkrankungen: So sind mehr als die Hälfte der Befragten zusätzlich von Asthma betroffen und mehr als 86 % von Allergien. Die Lebensqualität wird durch die vielfältigen Belastungen oft tiefgreifend beeinträchtigt, insbesondere bei einem höheren Schweregrad der Neurodermitis.
Was vielen nicht klar ist: Neurodermitis ist keine reine Hauterkrankung – sie betrifft den ganzen Menschen. Dazu gehören auch das soziale Umfeld, die Psyche und der Alltag. Besonders betroffen sind Berufstätige: Konzentrationsprobleme, Schamgefühle und Schlafmangel wirken sich unmittelbar auf Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden aus. So gab jede*r Zweite (51,8 %) an, Einschränkungen im Berufsleben aufgrund der Neurodermitis zu erfahren.
Unterschätzte psychische Last und ungenutzte Neurodermitis-Therapien
Auch über die psychischen Folgen der Erkrankung wird selten gesprochen, denn für Außenstehende sind diese oft unsichtbar. Viele Menschen fühlen sich mit ihrer Erkrankung alleingelassen – medizinisch und emotional. Unsere Befragung hat jedoch bestätigt, dass die seelischen Belastungen nicht zu unterschätzen sind. So berichteten 18,6 % der Befragten von einer Depression und 11 % von Angststörungen aufgrund der Neurodermitis. Nicht selten treten diese psychischen Begleiterkrankungen als Folge einer nicht ausreichend kontrollierten Neurodermitis auf. Die gute Nachricht: Es gibt heutzutage moderne Therapieoptionen, mit denen die Neurodermitis langfristig behandelt werden kann. Und die passende Behandlung kann sich positiv auf das Wohlbefinden von Betroffenen auswirken, sowohl körperlich als aus psychisch. Allerdings deutet unsere Umfrage mit Blick auf die Behandlung auf eine große Versorgungslücke hin – denn fast 80 % der Befragten mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis gaben an, noch nie von ihrem Dermatologen oder ihrer Dermatologin auf moderne Behandlungsoptionen angesprochen worden zu sein.
Die Folge: Zahlreiche Betroffene leiden über Jahre, ohne dass eine ganzheitliche Betreuung erfolgt – obwohl die Belastung messbar hoch ist. Auch Scham und Rückzug sind an der Tagesordnung: Über 40 % von allen Befragten gaben an, sich in der Öffentlichkeit wegen sichtbarer Symptome an zum Beispiel Händen oder Gesicht unwohl oder beschämt zu fühlen.
Unser Appell: Neurodermitis ernst nehmen – die unzureichende Versorgung von Neurodermitis verbessern
Die Ergebnisse dieser Umfrage machen deutlich: Es braucht dringend mehr Sensibilisierung für die Vielschichtigkeit der Neurodermitis – sowohl in der medizinischen Praxis als auch in der Öffentlichkeit. Wir als DAAB fordern daher eine stärkere Einbindung psychosozialer Aspekte bei der Behandlung der Neurodermitis und eine aktive Aufklärung über moderne Therapieansätze bei Neurodermitis. Wir möchten, dass alle Menschen mit Neurodermitis Zugang zu einer ganzheitlichen Versorgung, die dermatologische, psychologische und alltagspraktische Hilfe vereint, erhalten.