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Ein Porträt von Anja.
Anja

KW 22, 01.06.2022 (Mittwoch)

Dekoratives Element Illustration eines Druckers.
Neurodermitis im Alltag

Psychotherapie bei Neurodermitis: Warum es helfen kann mit jemandem darüber zu sprechen

Lange Zeit habe ich versucht, allein mit meiner Neurodermitis fertigzuwerden. Obwohl mich die Flecken auf meiner Haut oft sehr unglücklich machten und mir der Juckreiz nachts den Schlaf raubte, wollte ich mir nicht eingestehen, krank zu sein. Jeder Blick in den Spiegel wurde zur Herausforderung und ich konnte meinem Selbstvertrauen praktisch beim Schwinden zusehen. Warum das heute nicht mehr so ist und wie ich diese Abwärtsspirale durchbrechen konnte, möchte ich Euch in diesem Blogbeitrag erzählen.

Ich bin anders

Durch die Neurodermitis weiß ich, wie es sich anfühlt, anders zu sein. Das muss nicht immer etwas Schlechtes bedeuten, doch ich fühlte mich häufig nicht begehrenswert oder hübsch aufgrund meiner Flecken am Körper. Ich beschloss, mit den roten Flecken nicht unter fremde Leute zu gehen, um Fragen zu meinem Aussehen und den trockenen Stellen zu vermeiden. Jedes Mal, wenn mich dann allerdings doch jemand auf meine Haut ansprach, fühlte ich mich angegriffen und gekränkt. Es fiel mir unfassbar schwer, einfach eine sachliche Antwort zu geben und zu erklären, dass ich Neurodermitis habe. Damals dachte ich, das sei ganz normal, da die Neurodermitis schlichtweg ein emotionales Thema für mich ist. Heute weiß ich allerdings, dass ich noch nicht am Ende meiner Gedankenreise angekommen war und man nicht zwangsläufig gekränkt sein muss, wenn man auf die Haut angesprochen wird.

So vergingen einige Jahre, in denen ich versuchte, Gesprächen über die Haut tunlichst aus dem Weg zu gehen. Ich merkte, wie meine psychische Verfassung sich mit dem Zustand meiner Haut verschlechterte. Die schlaflosen Nächte taten ihr Übriges und meine Emotionen hingen am seidenen Faden. Ein kurzes „Wie geht es dir?“ reichte aus, um mich vollständig aus der Fassung und zum Weinen zu bringen. Ich erkannte, dass ich so nicht weitermachen konnte.

Soll ich mich jemandem anvertrauen?

Eines Nachmittags fragte mich eine Bekannte, ob ich schon mal in Erwägung gezogen hatte, mit einer Psychotherapeutin bzw. einem Psychotherapeuten über meine Gefühle zu sprechen. Sofort blockte ich ab! Wie konnte sie es wagen, mir zu unterstellen, psychisch krank zu sein. Doch das Thema war für mich damit nicht beendet. Je öfter ich darüber nachdachte, desto mehr entwickelte ich das Bedürfnis, mich tatsächlich jemandem anzuvertrauen. Nicht nur, um besser mit meiner Hautsituation klarzukommen, sondern auch, um das Selbstvertrauen wiederzuerlangen, welches mir die Erkrankung geraubt hatte. So fasste ich schlussendlich all meinen Mut zusammen und vereinbarte einen Termin bei einer Psychotherapeutin in meiner Nähe.

Weg mit dem Stigma

Ich war immer davon überzeugt, dass es ein Zeichen von Schwäche wäre, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Es würde schließlich beweisen, dass ich selbst nicht dazu in der Lage sei, mich an den Haaren aus dem Gefühlschaos zu ziehen. Heute weiß ich, dass es ein Zeichen von Stärke war, mir Hilfe zu holen. Ich bin über mich hinausgewachsen und selbstbewusst genug, um Fremden zu erklären, warum ich anders aussehe und was es mit meiner Haut auf sich hat. Auch Neurodermitis-Schübe stecke ich viel leichter weg, ohne mir selbst zu viel Druck zu machen. Ich weiß heute, dass ich den Einfluss der Psyche auf die Erkrankung stark unterschätzt habe.

Seit meinem ersten Termin bei meiner Psychotherapeutin weiß ich auch, dass man nicht unbedingt eine schwerwiegende psychologische Diagnose haben muss, um eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Ich kann mich vollkommen fallen lassen und meine Ängste und Sorgen offen aussprechen. Die gestellten Fragen regen mich häufig dazu an, auch nach den Sitzungen noch intensiv über die Themen nachzudenken. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr sich mein Umgang mit der Erkrankung verbessert hat, seitdem ich mich dazu entschlossen habe, mit jemandem darüber zu sprechen, der weiß, welche Fragen er stellen muss.

Rückblickend ärgere ich mich über mich selbst, dass ich so lange Zeit zu stur war zu erkennen, dass Psychotherapie etwas Positives ist, für das man sich nicht schämen muss. Im Gegenteil: Ich betrachte es heute als eine Wohltat für meine Seele und meine Gefühlslage.

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