Ein Bild von zwei Menschen symbolisiert Neurodermitis und die psychische Belastung
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Neurodermitis im Alltag
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Panikattacken und Depression bei Neurodermitis – mein Weg zur Psychotherapie

Neurodermitis ist mehr als eine Hauterkrankung, sie belastet auch die Psyche. Nicht nur Allergien oder Asthma sind häufige Begleiterkrankungen bei Neurodermitis, sondern eben auch psychische Erkrankungen und Stress. So ist es auch bei mir. Wie ich gemerkt habe, dass ich unter Panikattacken und Depression leide, möchte ich in diesem Beitrag mit Euch teilen.
Laura
Name: Laura
Geboren: 1995
Schreibt über: Den Alltag mit Neurodermitis

Panikattacken und Depression bei Neurodermitis – mein Weg zur Psychotherapie

Laura
Name: Laura
Geboren: 1995
Schreibt über: Den Alltag mit Neurodermitis
Neurodermitis ist mehr als eine Hauterkrankung, sie belastet auch die Psyche. Nicht nur Allergien oder Asthma sind häufige Begleiterkrankungen bei Neurodermitis, sondern eben auch psychische Erkrankungen und Stress. So ist es auch bei mir. Wie ich gemerkt habe, dass ich unter Panikattacken und Depression leide, möchte ich in diesem Beitrag mit Euch teilen.

Ein Blick in die Vergangenheit: Ein „ganz normaler“ Tag (das dachte ich zumindest)

Mein Alltag sah jeden Tag gleich aus: Aufstehen, Essen, Eincremen, Lesen, Essen, Schlafen – und am nächsten Tag ging es wieder von vorne los.
Seit Wochen war ich wegen meiner Neurodermitis krankgeschrieben. Meine Haut war übersät mit juckenden, schmerzenden Ekzemen. Den ganzen Tag war ich damit beschäftigt, mich abzulenken, um nicht zu kratzen.
Für diesen Tag hatte ich mir vorgenommen zu duschen – das erste Mal seit Wochen.
Der erste Schritt hinein war eine große Überwindung. Ich stand unter der Dusche und ließ das Wasser erst auf meine Füße fließen, denn dort war die Haut in Ordnung. Langsam bedeckte ich den Rest meines Körpers mit Wasser. Es tat weh, aber ich gewöhnte mich daran. Der Schmerz ließ allmählich nach, und nach zehn Minuten war ich mit Duschen fertig.
Die nächste Frage kam mir in den Kopf: „Wie soll ich mich abtrocknen?“
Im Internet hatte ich gelesen, dass man die Haut entweder an der Luft trocknen lassen oder nur mit einem Handtuch abtupfen soll. Ich entschied mich für Ersteres.
Vor der Dusche wartete ich, bis die Haut trocken war. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr spannte die Haut. In meinem Kopf war nun wieder der bekannte Gedanke: „Nicht kratzen!“ Ich hatte es mir schon oft vorgenommen, doch an diesem Tag sollte es endlich klappen.
Ich zog nur einen Slip an, denn meine Haut war so empfindlich, dass ich keinen Stoff auf der Haut ertrug.

Ich setzte mich auf einen Stuhl in der Küche, mein Freund setzte sich zu mir. Ich saß auf meinen Händen und bat ihn, mich abzulenken, denn meine Haut begann wieder zu kribbeln.
Doch egal, wie sehr er es versuchte, es funktionierte nicht. Ich stand auf und kratze mich erst ganz leicht. Mein Freund versuchte, mich davon abzuhalten, und hielt mich fest. Doch meine Kraft wurde größer. Nachdem ich mich losgerissen hatte, kratzte ich so lange und so stark, bis alles blutete.
Während ich kratzte, flossen mir die ersten Tränen die Wangen herunter.
Nicht nur vor Schmerz. Vor allem vor Enttäuschung. Ich hatte es wieder nicht geschafft, nicht zu kratzen.
Ich verlor die Hoffnung. Monatelang suchte ich nach einer Lösung für meine Erkrankung. Niemand konnte mir helfen. Ich hatte schon viele verschiedene Dinge versucht, um die Neurodermitis in den Griff zu bekommen. Doch nichts funktionierte.
Ich wünschte mir einen normalen Alltag ohne diese Erkrankung.
Was an diesem Tag passiert ist, habe ich erst Monate später verstanden. Das Weinen war der Beginn meiner ersten Panikattacke.

Meine erste Panikattacke und wie es dazu kam

Was damals auf dem Küchenboden begann, war meine erste Panikattacke. Schon lange ging es mir nicht gut. Meine Haut war über viele Monate hinweg stark von Ekzemen betroffen. Als Kind und Jugendliche hatte ich nur eine leichte Form von Neurodermitis. Ich dachte, es hätte sich verwachsen. In der Ausbildung kamen die Ekzeme zurück, begleitet von chronischer Nesselsucht. Diese wurde durch leichte Anstrengungen ausgelöst und zeigte sich durch juckende Quaddeln am ganzen Körper. Nach der Ausbildung zog ich nach Münster. Mein Alltag war stressig: 40 Stunden Arbeit pro Woche, am Wochenende zusätzlich Kellnern. Meine Haut verschlechterte sich stetig.

Ich schlief oft nur fünf Stunden pro Nacht. In meiner Freizeit habe ich viel unternommen. Ich dachte mir: „Ich bin jung, das machen andere auch so.” Wenig Schlaf, schlechte Ernährung, viel Arbeit. Trotz der offenen, blutigen Haut arbeitete ich im Krankenhaus. Händedesinfektion war kaum möglich. Neben dem Alltag und der Arbeit habe ich noch nach einer Lösung gesucht, um die Neurodermitis endlich wieder in den Griff zu bekommen. Ich habe meine Ernährung umgestellt, Salben ausprobiert und verschiedene Ärzte aufgesucht, aber nichts hat geholfen. Ich war frustriert und es hat Energie gekostet, obwohl aufgrund der Erkrankung ohnehin schon keine Energie mehr vorhanden war.

Schließlich schlief ich nur noch drei Stunden pro Nacht. Eines Morgens wusste ich: Ich kann nicht mehr. Nach drei Stunden Arbeit ging ich nach Hause. Am nächsten Tag bekam ich eine Krankschreibung, die immer wieder verlängert wurde. Ich wollte die Zeit nutzen, um eine Lösung zu finden. In dieser Zeit hatte ich meine erste Panikattacke. Während ich Wein trank, brach ich auf dem Küchenboden zusammen. In mir war alles dunkel. Ich hatte keine Hoffnung, nur Angst, dass das jetzt mein Leben sein sollte. Ich habe angefangen zu hyperventilieren. Ich hatte Glück, dass mein Freund dabei war. Aus dem Instinkt heraus hat er mit mir eine Art Atemübung gemacht. Das hat mir geholfen, die Panikattacke zu überwinden. Danach war ich sehr müde und bin schlafen gegangen. Was ich dort erlebt habe, habe ich damals als Heulkrampf definiert. Nach diesem Tag habe ich nur noch selten geduscht, denn ich hatte Angst davor. Immer wenn ich in den Spiegel geschaut habe, wurden die Ekzeme im Gesicht und im Halsbereich größer und ich habe eine Panikattacke bekommen. Später habe ich auch aus anderen Gründen Panikattacken bekommen.

Wie meine Neurodermitis und die Panikattacken zusammenhängen

Meine Panikattacken verlaufen ähnlich: Erst weine ich, dann werden meine Muskeln schwach. Ich sinke zu Boden, hyperventiliere, zittere. Zum Schluss überrollen mich Angstzustände und Traurigkeit.
Am besten schaffe ich es, aus der Panikattacke herauszukommen, wenn ich eine Atemübung mache. Nach einer Panikattacke bin ich meistens sehr erschöpft und müde.

Oft ist es sehr schwer festzustellen, ob die psychische Belastung Ursache oder Folge der Verschlimmerung der Neurodermitis ist. In vielen Fällen geht man von einer wechselseitigen Beziehung aus.

Bei mir spielten viele Faktoren zusammen: ungesunde Ernährung, fehlender Sport, hoher Stress, die ständige Belastung durch die Hauterkrankung und zu wenig Schlaf.
Obwohl diese Faktoren bei mir sehr stark ausgeprägt waren, hat es sehr lange gedauert, bis ich eine Therapie beginnen wollte.

Mein erster Schritt Richtung Psychotherapie

Obwohl ich ein sehr kommunikativer Mensch bin, habe ich meine Ängste lange für mich behalten. Nach außen hatte ich halt „nur“ Neurodermitis. In mir drin war aber viel Wut, weil ich die Erkrankung nicht loswerden konnte. Ich fühlte mich traurig, hoffnungslos und ängstlich. Ich dachte, ich bekomme das alles allein hin. Ich dachte, ich müsse nur meine Gedanken ändern. Therapie? Nicht nötig.
Eines Abends fuhr ich mit Freunden von Amsterdam nach Hause. Mein bester Freund, Psychologe in Ausbildung, saß neben mir. Ich erzählte ihm von meinen Gedanken und er riet mir zu einer Therapie und mir psychologische Hilfe zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt litt ich schon seit Jahren unter Ängsten. Es waren etwa vier Jahre vergangen, seit ich die erste Panikattacke hatte. br Und es sollten noch weitere drei Monate vergehen, bis ich mich nach dem Gespräch mit meinem besten Freund ernsthaft auf die Suche nach einem Therapieplatz machte.

Warum habe ich so lange gewartet, mit der Therapie zu beginnen?

Mein Hausarzt hatte mir schon früher zu einer Langzeittherapie geraten. Er gab mir eine Liste mit Psychologinnen und Psychologen aus der Umgebung.
Ich habe nur fünf dieser Kontakte angerufen. Die erste Person war bereits im Ruhestand. Der zweite Kontakt war eine Praxis mit mehreren Psychologen und Psychologinnen. Man sagte mir auf sehr verständnislose und herablassende Art, dass es keinen Therapieplatz gibt. Auf Nachfrage, ob es eine Warteliste gäbe, sagte man mir, dass es zwar eine gibt, es jedoch keinen Zweck habe, mich auf diese setzen zu lassen. Die dritte Psychologin behandelte nur Privatversicherte oder Selbstzahler.
Bei zwei weiteren Kontakten ging niemand ans Telefon.
Frustriert dachte ich: „Dann schaffe ich es eben allein.“

Ein weiterer Grund fürs Zögern war die Zeit.
Wegen meiner Neurodermitis hatte ich ohnehin viele Arzttermine. Ich wollte keine Minusstunden auf der Arbeit sammeln. Ich wusste, dass ich, wenn ich eine Therapie anfange, mehrmals im Monat zu diesen Terminen muss.
Wie sollte das mit einem stressigen Alltag funktionieren?

In Teil zwei geht es weiter.

In meinem nächsten Blogbeitrag erfahrt Ihr, warum ich dann doch das Telefon in die Hand genommen und meinen ersten Termin vereinbart habe. Ebenso berichte ich, wie der Verlauf war und welche Erfahrungen ich mit der Psychotherapie gemacht habe. Und warum es nicht nur meiner Haut, sondern auch meiner Psyche besser geht, seit ich die passende Neurodermitis-Behandlung erhalte, werde ich Euch auch erzählen. Schaut also unbedingt wieder auf dem Blog vorbei!
Unterstützung ist wichtig!
Ich kann Euch raten, rechtzeitig Hilfe zu suchen – ich habe damit zu lange gewartet. Ihr müsst nicht alleine mit den Belastungen „klarkommen“!
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