Rund 14,3 Millionen Menschen in Deutschland machen als Amateur*innen in ihrer Freizeit Musik. Immer wieder zeigt sich, dass Musizieren dabei positive Auswirkungen auf Körper und Geist haben kann.
Rund 14,3 Millionen Menschen in Deutschland machen als Amateur*innen in ihrer Freizeit Musik. Immer wieder zeigt sich, dass Musizieren dabei positive Auswirkungen auf Körper und Geist haben kann.
Für Menschen mit Neurodermitis und/oder Asthma kann Musik sogar noch mehr sein: Sie kann förmlich einen therapeutischen Nutzen haben. Zum Beispiel kann dadurch Stress reduziert werden, der auch häufig als Auslöser von Neurodermitis-Schüben wirken kann. Dabei kann ich auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Denn seit ich ein Kind war habe ich Blockflöte, Gitarre und Querflöte gespielt, und seit der Studienzeit singe ich in Chören.
Neben der Neurodermitis leide ich seit meiner Kindheit zusätzlich an Asthma. Das war auch ein Grund für das Erlernen von Holzblasinstrumenten. Denn meine Mutter war der Meinung, dass ich ein regelmäßiges Atemtraining ergänzend zu den konventionellen Asthma-Therapien brauchte. Und so erhielt ich mit ca. neun Jahren das erste Mal Blockflötenunterricht. Mit zwölf Jahren bekam ich dann von meinen Eltern eine Querflöte und daraufhin nahm ich Unterricht bis zum Abitur, etwa sechs Jahre lang. Mit größeren Abständen spiele ich das Instrument bis heute – das könnt Ihr auch in dem kleinen Video sehen.
Dabei war und ist es mir nicht so wichtig, auf einem hohen, professionellen Niveau zu spielen. Viel wichtiger ist der Spaß an der Sache! Begonnen habe ich mit Konzerten als Querflötist an meiner Schule und setzte dies später an der Uni fort. Heute singe ich (als Laie) im Chor des Collegium Musicum Berlin – wir haben zweimal im Jahr Auftritte in der Philharmonie Berlin.
Die Grundidee meiner Mutter damals war durchaus richtig: Beim Flötespielen und natürlich auch beim Singen lernt man viel über das Atmen. Zum Beispiel, wie man konzentriert, ruhig und tief atmet, um einen gleichmäßigen Luftstrom erzeugen zu können. Gerade Menschen mit Asthma tendieren dazu, bei Luftnot schnell und flach zu atmen, was die Symptome nicht wirklich lindert, sondern sogar eher verstärken kann. Mit der erlernten Atemtechnik konnte ich den einen oder anderen Asthmaanfall gut abwenden.
Ein Problem beim Musikmachen stellte für mich manchmal meine von Neurodermitis betroffene Haut dar. Gerade im Winter, wenn die Hände und Finger spröde, trocken und manchmal sogar aufgeplatzt waren, war das Flöte und Gitarre spielen schmerzhaft. Denn beide Instrumente haben etwas gemeinsam: Sie erfordern flinke Fingerbewegungen! Was mir hier immer gut geholfen hat, war die intensive Pflege der Hände, sommers wie winters. Das heißt das Verwenden rückfettender Handcremes nach jedem Händewaschen oder bei Juckreiz und die gezielte Wundbehandlung der offenen oder entzündeten Stellen.
Neben den Fingern waren aber auch die Lippen und der untere Mundbereich oft in Mitleidenschaft gezogen, und zwar ganzjährig. In der kalten Jahreszeit hatte ich mit aufgeplatzten und wunden Lippen zu tun und im Sommer setzte mir das Schwitzen zu: Da kam es schnell zu Ausschlägen im Mundbereich. Beim Flötespielen ist das extrem ungünstig, denn zum einen muss man viel mit den Lippen arbeiten, sie spannen und viel bewegen. Und zum anderen liegt das Mundstück der Flöte unter den Lippen eng an, was zu weiteren Reizungen und Entzündungen führen kann.
Am besten hat mir hier geholfen, gleich zu Anfang – wenn man ein gewisses Rauheitsgefühl an den Lippen hat – die Lippenpflege mit handelsüblichen Lippenpflegestiften zu beginnen. So konnte ich oft den Verlauf bremsen und die Lippen heilten schnell. Für den Hautbereich, an dem das Mundstück anliegt, habe ich folgenden Trick: ein Stück antiallergenes Pflaster auf das Mundstück draufkleben, bis die Haut wieder heil ist!
Ich möchte das (gemeinsame) Musizieren trotz meiner Erkrankungen nicht missen. Für mich ist es ein schöner kreativer Ausgleich zur Arbeit und es beeinflusst meine Neurodermitis und mein Asthma positiv. Probiert es doch auch einmal aus!