„Nicht kratzen!“ ist wohl die häufigste Aufforderung, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Auch heute noch begleiten mich diese Worte durch den Alltag. Da sind Freunde, Familienangehörige und Arbeitskollegen, die mich regelmäßig daran erinnern, dass ich meiner Haut durch das Kratzen weitere Verletzungen zufüge. Ab und an ermahne ich mich sogar selbst. Das zeigt eindeutig: Der Juckreiz ist mein ständiger Begleiter.
In einer schlechten Neurodermitis-Phase wird mein Umfeld sensibler für meinen Hautzustand und wünscht sich eine schnelle Besserung für mich. Besonders in dieser Zeit können es Freunde oder Familienangehörige nur schwer ertragen, wenn ich meine Haut wund kratze. Mit meinem Verhalten verwehre ich meiner Haut jegliche Heilungschancen und fördere weitere Entzündungen. Es folgen also Aufforderungen und Bitten meines Umfeldes, das Kratzen zu unterlassen. Aber warum fällt es mir manchmal so schwer, diesen nachzukommen? Zum einen bin ich die nett gemeinten Aufforderungen wohl manchmal leid. Anfangs habe ich meinem Umfeld noch erklären wollen, wie stark der Juckreiz in diesem Moment ist und warum ich gerade nicht anders kann, als die juckende Haut zu kratzen. Auch wenn mir Verständnis entgegengebracht wurde, blieben Sätze wie „du musst dich trotzdem zusammenreißen“ oder „du machst dadurch alles nur noch schlimmer“ nicht aus. In ihren Augen fehlt es mir an Selbstbeherrschung. Seither nehme ich die Bitten stillschweigend hin und versuche so gut wie es geht, dem Kratz-Bedürfnis zu widerstehen.
Zum anderen kann ich den Aufforderungen nicht immer Folge leisten, weil das Bedürfnis nach einer kurzen Juckreizlinderung stärker ist. Die Fingernägel, die für einige Sekunden über die Haut fahren, geben zumindest für einen Moment Befriedigung. Sie richten aber auch einen Schaden an, der nicht nur durch blutige Stellen sichtbar wird. Häufig finde ich an den Oberschenkeln auch blaue Flecke vor – ein Indiz dafür, dass ich beim Kratzen zu viel Druck auf meine Haut ausübe. Um dem Konflikt zwischen Kratzen und Selbstbeherrschung aus dem Weg zu gehen, fokussiere ich mich auf die Ursachen des Juckreizes und wie ich diese mindern kann.
Manche Auslöser des Juckreizes sind für mich nicht kontrollierbar. Darunter zählen Wetterumschwünge oder Temperaturunterschiede, die ich nicht beeinflussen kann. Da Wärme in der Regel meinen Juckreiz fördert, versuche ich beispielsweise auf eine lauwarme Wassertemperatur beim Duschen zu achten. Kühlende Cremes, die ich anschließend auf die betroffenen Hautstellen auftrage, sorgen zunächst für Beruhigung. Auch eine kühle Bettwäsche beruhigt meine Haut und lässt mich besser in den Schlaf finden. Sollten einige Hautstellen dennoch kribbeln und mich nicht zur Ruhe kommen lassen, nutze ich ein juckreizlinderndes Spray, welches ich griffbereit auf meinem Nachttisch stehen haben. Damit kühle ich gezielt die betroffenen Hautstellen und erspare mir ein mühsames Eincremen in der Nacht.
Lohnenswert ist für mich auch ein täglicher Blick in den Wetterbericht. So kann ich meine Kleidung und meine Pflege den Witterungsverhältnissen anpassen und vermeide unnötiges Schwitzen oder Hautirritationen durch Kälte. Das wohl größte Problem stellt sich für mich jedoch im Winter dar. Die trockene Heizungsluft stresst die ohnehin schon gereizte Haut und begünstigt den Juckreiz. In dieser Zeit bewährt sich ein regelmäßiges Stoßlüften und ein mit Wasser gefülltes Gefäß auf der Heizung.
Darüber hinaus habe ich für mich erkannt, dass sich ein übermäßiger Konsum von industriell hergestellten Backwaren und Süßigkeiten, Alkohol und starken Gewürzen juckreizfördernd auswirkt. Daher lohnt es sich, einmal mehr „Nein“ zu den Verlockungen zu sagen. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass es auch mal Tage gibt, an denen auch die besten Tipps keine Wirkung zeigen. Entscheidend ist dann, sich bewusst zu machen, dass die Tage überwiegen, an denen der Juckreiz und das Kratzen keine Chance hatten.
MAT-DE-2103066-1.0-06/2021
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