Hallo! Ich bin Dr. med. Andrea Jobst, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.
Seit 2015 behandele ich in meiner eigenen Praxis in Berlin Patient*innen im Schwerpunkt
pädiatrische Pneumologie und Allergologie. Zudem bin ich zertifizierte Asthma- und Neurodermitis-Trainerin.
Frau Dr. Jobst erklärt in der Podcast-Folge, dass etwa jedes vierte Baby und Kleinkind von Neurodermitis betroffen ist. Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, die zu juckenden und entzündeten Hautstellen neigt. Wenn Eltern diese Symptome bei ihrem Kind sehen, macht es Sinn, die Haut beim Kinderarzt oder bei der Kinderärztin kontrollieren zu lassen.
Die Lage der betroffenen Bereiche ist häufig vom Alter abhängig und kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern (Abb. 1).
Die Ursachen der Neurodermitis sind nicht eindeutig geklärt. Als wesentlicher Faktor gilt jedoch eine angeborene Veranlagung. Das Risiko, an einer Neurodermitis zu erkranken, erhöht sich deutlich, wenn ein oder sogar beide Elternteile eine solche Veranlagung haben (Abb. 2). Bei einigen Kindern sind die Auslöser der Neurodermitis nicht bekannt. Wir wissen aber, dass eine gestörte Barrierefunktion der Haut, eine Überempfindlichkeit des Immunsystems und verschiedene Umweltfaktoren den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können.
Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine sogenannte Typ-2-Entzündung. Das beschreibt die Art der Entzündungszellen, die diese Erkrankung auslösen. Wenn eine Veranlagung für eine Typ-2-Erkrankung vorliegt, können auch andere Erkrankungen mit der Neurodermitis einhergehen, wie zum Beispiel Asthma.
Bei vielen Kindern mit Neurodermitis bessert sich die Haut vor der Pubertät und es treten keine Symptome mehr auf. Nur weil keine Symptome erkennbar sind, heißt jedoch nicht, dass die Erkrankung verschwunden ist. Die Neigung zu einer verstärkten Reaktion auf normalerweise harmlose Substanzen oder Reize aus der Umwelt, die einer Neurodermitis meist zugrunde liegt, bleibt bestehen.
Wichtig ist, die Erkrankung früh zu erkennen und die Haut mit einer passenden Basistherapie zu pflegen, um die Barrierefunktion von außen zu unterstützen. Ein strukturierter Tagesablauf hilft vielen Kindern, besser mit der Neurodermitis umzugehen. Dazu gehören zum Beispiel, feste Routinen für das Pflegen und Eincremen. Neurodermitis-Schulungen sowie eine Reha können Eltern und Kindern helfen, besser mit der Situation zurecht zu kommen.
Finde ein Schulungszentrum in Deiner Nähe über die Internetseite www.neurodermitisschulung.de oder über den DAAB (www.allergie-wegweiser.de/schulungen). Frag Deinen Dermatologen oder Deine Dermatologin nach einer Überweisung für eine Neurodermitis-Schulung.
Im Alltag wichtig: Trigger vermeiden! Die Haut eines Kindes ist vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt: Kälte, Wärme, trockene Luft, Pollen, Kleidung und viele mehr. Einige dieser Faktoren können die Neurodermitis negativ beeinflussen. Auf welche sogenannten Trigger ein Kind reagiert, ist nicht bei allen gleich, sondern individuell verschieden.
Sofern keine echte Nahrungsmittelallergie vorliegt, gilt jedoch für die Kinder, dass erlaubt ist, was schmeckt! Es gibt keinen Grund, Ihrem Kind bestimmte Nahrungsmittel gänzlich vorzuenthalten. Auslassdiäten sind daher nicht zu empfehlen.
Es gibt verschiedene Stufen zur Behandlung der Neurodermitis, die vom Stadium der Erkrankung abhängen. Die tägliche Hautpflege ist der erste Schritt. Produkte, die keine medizinischen Wirkstoffe enthalten und äußerlich angewendet werden, können Salben, Cremes, Lotionen oder Badezusätze sein. Sie schützen die Haut vor dem Austrocknen, indem sie eine Barriere bilden, die Feuchtigkeit zurückhält. So lindern sie erste Beschwerden.
Gegen starken Juckreiz und Entzündungen helfen oft nur Medikamente. Der zweite Schritt ist deshalb die äußerliche Therapie mit Wirkstoffen. Dabei kommen in der Regel zwei Wirkstoffgruppen zum Einsatz: Glukokortikoide (Kortison) und sogenannte Calcineurin-Hemmer.
Wenn äußerliche Therapien nicht ausreichend helfen, kann eine systemische (innere) Behandlung sinnvoll sein. Die Forschung entwickelt sich stetig weiter und es gibt seit einigen Jahren moderne systemische Therapien, sogenannte Biologika, die seit Kurzem auch für Kinder ab 6 Monaten zugelassen sind. Mit diesen kann eine schwere Neurodermitis bereits bei kleinen Kindern sehr gut behandelt werden. Ich möchte daher allen Familien Hoffnung geben, dass wir die Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern gut behandeln können, sodass die Neurodermitis-Symptome unter Kontrolle gebracht werden können. Sogenannte JAK-Hemmer können dagegen ab 12 Jahren bzw. 18 Jahren eingesetzt werden.
Es lohnt sich auch, beim behandelnden Dermatologen oder der behandelnden Dermatologin aktiv nach Therapieoptionen zu fragen. Diese/dieser kann gut einschätzen, welche Therapie für welches Kind infrage kommt. Besprich immer mit Deinem Dermatologen oder Deiner Dermatologin, welche Medikamente für Kinder zugelassen sind und welche Nebenwirkungen auftreten können.
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Neurodermitis kann für Betroffene und Angehörige eine große Herausforderung sein. Zögere daher nicht, Deine/n Dermatolog/-in oder das Behandlungsteam anzusprechen.
Hast Du akut Fragen zu Therapieoptionen oder benötigst Tipps für den Alltag mit Neurodermitis, stehen Dir unsere medizinisch ausgebildeten Ansprechpartnerinnen Karin, Anna und Petra beratend zur Verfügung. Dieser Service ist für Dich kostenfrei.
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) unterstützt Dich dabei, einen Hautarzt in Deiner Nähe zu finden.
ZUR BVDD-HAUTARZTSUCHEÜber den „Allergie-Wegweiser“ findest Du in Deiner Umgebung Experten, Kliniken und Einrichtungen, die sich auf Allergien, Atemwegs- und Hauterkrankungen spezialisiert haben.
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