Ein Porträt von Avend Bamarni und David Reckers. Großes gelbes D. Großes blaues N.
Gastblogger

KW 36, 06.09.2023

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Internationaler Neurodermitis Tag

Zwei angehende Fachärzte im Interview: Avend Bamarni (Hautarzt) und David Reckers (Hausarzt)

Wir freuen uns, Euch heute in diesem Gastblogbeitrag Avend Bamarni und David Reckers vorstellen zu dürfen. Einige kennen die beiden vielleicht bereits, denn seit Ende August sind sie auf dem Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis.info zu sehen. Im Rahmen der Kampagne „Leben mit Neurodermitis – Challenge accepted!“ anlässlich des sechsten Internationalen Neurodermitis Tags begleiten sie als Experten die Community-Challenges zu den Themen Juckreiz, Trigger und Mut. Ziel der Kampagne ist es, das Bewusstsein für Neurodermitis und die damit einhergehenden Herausforderungen in der Öffentlichkeit weiter zu stärken.

Nach einem erfolgreich absolvierten Medizinstudium sind Avend und David aktuell in der Weiterbildung zum Facharzt. Avend hat eine Laufbahn zum Dermatologen eingeschlagen und arbeitet zurzeit in einer Ambulanz speziell für Menschen mit Neurodermitis. David möchte Allgemeinmediziner werden und hat während seiner Ausbildung bereits einige Jahre Berufserfahrung in einer Hausarztpraxis sammeln dürfen. Darüber hinaus sind beide aktiv auf Social Media und betreiben als @der.hausarzt1 und @der.hautarzt2b zwei sehr erfolgreiche Kanäle auf Instagram, auf denen sie Fragen rund um die Themen „Haut“ und „Allgemeinerkrankungen“ beantworten.

Im nachfolgenden Interview erzählen uns Avend und David, wie sie die letzten Wochen wahrgenommen haben, wie sie Menschen mit Neurodermitis als Ärzte helfen wollen und wie wichtig es ist, dass Hausärzt*innen und Dermatolog*innen bei Neurodermitis an einem Strang ziehen.

Avend und David, mit welchen Herausforderungen sehen sich Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis tagtäglich konfrontiert und welche Tipps könnt Ihr Betroffenen geben?

Avend: „Herausforderung“ ist noch beschönigend ausgedrückt, vielmehr handelt es sich um ein regelrechtes Leiden, das durch den quälenden Juckreiz und den aus dem Kratzen resultierenden Wunden entsteht. Betroffene leiden häufig außerdem unter der sozialen Stigmatisierung. Obwohl es sich bei Neurodermitis um eine nicht-ansteckende Krankheit handelt, verstecken einige Betroffene aus Angst vor Ausgrenzung sogar ihre Haut. Es ist also ein physischer und psychischer Leidensdruck vorhanden.

David: Neben dem starken Juckreiz und den sichtbaren Wunden stellt auch der Umgang mit Triggern im Alltag eine große Belastung dar. Trigger sind Umweltfaktoren oder äußere Einflüsse, die sich häufig negativ auf den Verlauf der Neurodermitis auswirken oder einen Schub auslösen können. Sie reichen von Kleidung oder Schweiß über Tierhaare und Pollen bis hin zu Stress und emotionaler Belastung. Aufgrund dieser Vielfältigkeit lassen sich Trigger nicht immer vermeiden – und genau das macht den Umgang mit ihnen so schwierig. Der erste Schritt ist daher, die persönlichen Trigger zu identifizieren und anschließend einen Weg zu finden, mit ihnen – aber auch allen anderen Belastungen, die die Neurodermitis mit sich bringt – umzugehen. Hierbei können Dermatolog*innen, aber auch Familie und Freund*innen oder andere Betroffene helfen. Auch der Austausch in Neurodermitis-Communities, wie auf dem Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis.info kann für Betroffene eine gute Stütze sein.

Welche Erfahrungen habt ihr während der aktuellen Kampagne „Leben mit Neurodermitis – Challenge accepted!“ auf dem Instagram @leben_mit_neurodermitis.info gemacht?

Avend: In der letzten Zeit haben wir einige Videos für den Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis.info gedreht und haben eine große positive Resonanz erhalten. Schön mitanzusehen war vor allem auch der Austausch zwischen den Betroffenen: So haben viele während der ersten Challenge zum Thema Juckreiz von ihren individuellen und durchaus kreativen Ablenkungsstrategien berichtet. Es ist nochmal deutlich geworden, dass Ablenkung ein wichtiges Mittel ist, um dem Juckreiz zu begegnen. Diese Hilfsmittel und Strategien können im akuten Fall helfen. Ganz wichtig ist es aber vor allem, die Neurodermitis längerfristig zu kontrollieren. Inzwischen gibt es moderne und langfristige Therapieoptionen, die bei der Hauterkrankung eingesetzt werden können. Es lohnt sich also, dazu mit einem Dermatologen oder einer Dermatologin zu sprechen. Die zweite Challenge hat gezeigt, dass es viele Neurodermitis-Trigger gibt und dass bei Betroffenen viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede bestehen. Trigger sind also ein sehr individuelles Thema. Gerade deswegen ist es wichtig, seine eigenen Trigger zu kennen, um ihnen gut zu begegnen.

David: Die dritte Challenge hat auch noch einmal unterstrichen, dass Neurodermitis eine durchaus herausfordernde Erkrankung ist. Für Betroffene ist es daher umso wichtiger, einen Weg zu finden, die Erkrankung zu akzeptieren und gut mit ihr umzugehen. Dafür ist Mut nötig! Aber vielleicht können manchmal auch schon kleine Mittel – wie die Mutmach-Playlist – an schlechten Tagen etwas helfen und aufmuntern.

Die Community hat uns also gezeigt, dass der Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis.info als Plattform für den Austausch und vor allem auch die gegenseitige Unterstützung von Betroffenen dienen kann. Aber auch nicht-betroffene Menschen können die Möglichkeit nutzen und sich über Neurodermitis informieren. Das kann das Leben der Betroffenen auch ein wenig erleichtern, denn sie werden im Alltag weniger stigmatisiert und ihre Probleme werden ernstgenommen.

Wie wichtig ist es, das Bewusstsein für eine chronische Erkrankung wie Neurodermitis zu schärfen?

Avend: Mir ist es sehr wichtig, die Gesellschaft darüber aufzuklären, was Neurodermitis eigentlich ist und wie herausfordernd das Leben mit einer chronischen Hauterkrankung sein kann. Antworten auf Fragen wie „Welche Symptome hat man bei Neurodermitis?“ und „Ist Neurodermitis ansteckend?“ klären über die Erkrankung auf und begegnen somit der Stigmatisierung. Davon profitieren die Betroffenen direkt in ihrem Alltag. Deswegen habe ich auch meinen Kanal @der.hautarzt2b gegründet, auf dem ich mich mit Hauterkrankungen befasse und darunter auch über Neurodermitis aufkläre. Darüber hinaus sind Kanäle wie @leben_mit_neurodermitis.info, die sich speziell mit einer Erkrankung befassen, wichtig. Denn sie schaffen Awareness für die Erkrankung und bieten Betroffenen eine Plattform.

David: Auch ich bin Verfechter der medizinischen Aufklärung in der Gesellschaft und begegne als Allgemeinmediziner vielen Erkrankungen. Doch da es sich bei der Haut um das größte menschliche Organ handelt, sollte die Neurodermitis mehr Aufmerksamkeit bekommen. Um möglichst viele Menschen in kurzer Zeit zu erreichen, habe ich meinen Instagram-Kanal @der.hausarzt1 gegründet. So können sich auch Menschen mit wenig Berührungspunkten zur Medizin weiterbilden. Das Ziel ist dabei immer, Mythen und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und Betroffenen eine Stimme zu geben.

Welche Tipps könnt Ihr Menschen mit Neurodermitis mitgeben, wenn es um den Arztbesuch geht?

David: Wichtig ist, scheut Euch nicht vor dem Arzttermin! Häufig gehen Betroffene bei Auffälligkeiten oder einem Verdacht auf Neurodermitis zuerst einmal zum Hausarzt oder zur Hausärztin. Dieser bzw. diese kann eine erste Diagnose bzw. einen Verdacht liefern und lindernde Medikamente wie Salben und Cremes verschreiben. Aber auch bei leichten Fällen ist der Besuch bei einem Dermatologen oder einer Dermatologin empfehlenswert. Dieser oder diese kann auch direkt und ohne Umweg über einen Hausarzt bzw. eine Hausärztin aufgesucht werden. Dermatologen und Dermatologinnen sind auf Erkrankungen, die die Haut betreffen spezialisiert und kennen sich bestens mit gezielten Therapieoptionen aus. Insbesondere bei mittelschweren und schweren Formen ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Hausarzt bzw. der Hausärztin und einem Dermatologen bzw. einer Dermatologin essenziell.

Avend: Als Tipp für die Vorbereitung des Arzttermins, rate ich Euch, wichtige Infos zu notieren: Seit wann habe ich die Beschwerden? Was sind meine persönlichen Trigger? Und welche Therapien habe ich bereits ausprobiert? Neben der medikamentösen Behandlung durch Dermatolog*innen, können auch weitere Bausteine, wie Neurodermitis-Schulungen Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung helfen. Wichtig ist dabei, dass alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten und den Betroffenen die bestmögliche Behandlung ermöglichen.

Avend, wie hat sich die Therapiewelt in den letzten Jahren verändert?

Die Dermatologie hat sich in den letzten 10-20 Jahren enorm gewandelt und auch weiterentwickelt. Es gibt inzwischen moderne Systemtherapien, wie Biologika und JAK-Hemmer, die spezifisch wirken. Spezifisch heißt in diesem Fall, dass bestimmte Entzündungsfaktoren in der Haut und im Blut gehemmt werden. Diese zielgerichteten Therapieoptionen erweitern heute das Therapiespektrum und können Betroffenen helfen.

Da sich in den letzten Jahren bei den Therapiemöglichkeiten für Neurodermitis viel getan hat, empfehle ich Betroffenen, sich auch bei einer länger bestehenden Neurodermitis regelmäßig über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Ich möchte Betroffene ermutigen, sich aktiv nach modernen und langfristigen Therapieoptionen bei einem Dermatologen oder einer Dermatologin zu erkundigen. Eine Übersicht der Behandlungsmöglichkeiten findet Ihr hier: www.leben-mit-neurodermitis.info/ueberblick.

Was möchtet Ihr Betroffenen außerdem noch mit auf den Weg geben?

David: Ihr seid nicht allein! Traut Euch, mit anderen zu reden. Nutzt Social Media und vor allem den Kanal @leben_mit_neurodermitis.info als Plattform für den Austausch mit anderen Betroffenen. Ihr habt in den Challenges gezeigt, wie Ihr mit der Erkrankung umgeht und welchen Mut dies erfordert. Also bleibt auch weiterhin so mutig!

Avend: Und scheut Euch auch nicht davor, zum Dermatologen oder zur Dermatologin zu gehen. Regelmäßige Arztbesuche und die Begleitung durch einen Facharzt bzw. eine Fachärztin sind die Grundlage für einen langfristigen Therapieerfolg. Neurodermitis ist zwar eine chronische Erkrankung, aber dank moderner Therapieoptionen auch bei schweren Verläufen gut behandelbar. Daher: Verliert niemals die Hoffnung!.

MAT-DE-2303704-1.0-08/2023

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